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zackerlot Ein Ausruf des Staunens und der Überraschung, aber auch gelegentlich des Zorns und der Empörung. Ähnliche Ausdrücke sind zacker, zackertjüs, morrzacker. Eine ungewöhnliche Ableitung vom Urwort ist hackertjiff, weitere Abarten sind zum Zacker oder zacker noch. Im Hochdeutschen sind sapperlot und sapperment gebräuchlich, die Holländer sagen sakkerloot. Der Insider von heute drückt sich vornehmer aus: Aber hallo, caramba, Donnerlitchen. In Köln ist zapperlot vorrangig, Lotti Krekel zum Beispiel: „Zapperlot, zapperlot, äver Kaffee koche künne kann se joot.“ Aus den 1950er Jahren ist mir die Verkleinerungsform zackerlötche in Erinnerung, das Wort war bei den Kollegen vom Bahnhof Kall an der Tagesordnung. Der Neuling in der Karnevalsbütt präsentierte einen ausgefeilten Vortrag und Schäng meinte anerkennend: Zackerlot, dat häv ech dem net zoojetrout (zugetraut). Ein starkes Gewitter tobte am Himmel und an der Theke stellte man besorgt fest: Morrzacker, wat dat kraach (kracht). Nicht zuletzt ersetzt in manchen Fällen zackerlot auch das bekannte Götz-Zitat. Bei Angst- oder Schrecksituationen wurde oft hackertjiff angewendet. Wenn beispielsweise beim Holzfällen der stürzende Baum sich drehte und um ein Haar den Waldarbeiter traf, erschrak der Mann: Hackertjiff, dat wor knapp, oder auch hackertjiff, dat konnt en´t Ouch john (ins Auge gehen).
Zang Die Zange in ihren mannigfachen Formen und Bedeutungen. Unermesslich ist die Zahl der Zangenarten und deren Anwendungsgebiete, die Zange ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Die bekannteste und häufigste Art ist wohl die Bießzang (Beißzange, Kneifzange), das älteste Greifwerkzeug dürfte die Schmeddezang (Schmiedezange) sein, die aus der ursprünglichen Kluëch (Feuerzange) entwickelt wurde. Mit einer Zange greifen wir all die Gegenstände, die wir mit den Händen nicht berühren wollen oder dürfen, jlöhnlich Iese (glühendes Eisen) beispielsweise. Für verabscheuungswürdige Personen gibt es die Redewendung dä peek ech mot dr Zang net aan (den würde ich mit der Zange nicht anfassen). Wer en de Zang jehollt (in die Zange genommen) wird, befindet sich in der Zwickmühle und sucht nach einem Ausweg. Zang ist oft auch die abwertende Bezeichnung für ein zänkisches keifendes Weib, allerdings hat hier Jippjalech den Vorrang. Und schließlich kennen wir noch das Chinesenrätsel: Was heißt auf Chinesisch „Mutter, Großmutter, Schwiegermutter,“ Antwort: Zang, Zangzang, Kneifzang. Eine allenthalben gefürchtete Zang ist das Werkzeug des Zahnarztes, ein nützliches Allerweltsinstrument ist die Kombizang, und ein heute beinahe überflüssiges, früher aber in jedem Haushalt unentbehrliches Gerät ist die Klüttezang (Brikett- oder Kohlenzange), mit der sich schwarze Finger vermeiden lassen.
Zänkiese Ein ziemlich seltsamer Begriff: „Zankeisen.“ Mit diesem Wort bezeichnen wir an der Oberahr eine streitsüchtige Person, die „kein gutes Haar“ an ihren Mitmenschen lässt und Unfrieden stiftet. Zänkiese steht vor allem für ein keifendes „giftiges“ Weib, das gelegentlich auch als Zänkesch tituliert wird. Artverwandt mit dem Zänkiese ist der Ausdruck Kroggiese, was „Jäteisen“ und übertragen „Unkrautharke“ bedeutet. Zänk ist unser Wort für „Zank, Streit,“ in anderen Eifelregionen sind die „Zähne“ damit gemeint, allerdings ist in diesem Fall die Aussprache eher „Zängk.“ Bei uns ist Zant der Zahn, die Mehrzahl ist Zänn (siehe: Zant). Früher wie heute waren Zänkereje unter uns Kindern an der Tagesordnung und damit bedeutungslos, ein Nachbar aber hielt seine eigene Kinderschar für brav und sah in mir ein loderich Zänkiese (verkommener Streithahn). Zänke, mehr noch sech zänke ist das vom Hauptwort hergeleitete Zeitwort (zanken, sich zanken), ein mehr oder weniger „gut gemeinter“ Rat besagt angesichts eines heftigen Wortgefechts: Zänkt öch net, schloot öch lever (Zankt euch nicht, schlagt euch lieber). Und vor einem ständig streitsüchtigen Mitmenschen wurde man im Dorf gewarnt: Jank dem üß de Fööß, dat os e iëwich Zänkiese (Geh dem aus dem Weg, das ist ein ewiger Streitstifter).
Zant Unverkennbar eng verwandt mit dem holländischen „tand“ ist unser Zant, hier wie dort ist der „Zahn“ gemeint (siehe: Zänkiese). Regional ist in der Eifel auch Zangk gebräuchlich. Bemerkenswert ist, dass der Zahnarzt auch im Dialekt seinen hochdeutschen Berufsnamen behält und nicht etwa zum Zantdokter umtituliert wird. Das Zahnen beim Kleinkind dagegen wird vielfach zum Zänne, das Zahnfleisch wiederum bleibt unverändert. Holz-Huppert (Hubert) wurde ob seiner neuen Zahnprothese bestaunt, der etwas einfältige Nikla (Klaus) zweifelte unterdessen: Dat sen äwwer net deng eijene Zänn! (Das sind aber nicht deine eigenen Zähne). Huppert aber ereiferte sich: Endauch, die han ech esujar bar bezahlt (Doch, die habe ich sogar bar bezahlt). Ein streitsüchtiger und lügnerischer Zeitgenosse ist ein „Giftzahn,“ in Blankenheimerdorf heißt er Jefzant oder früher auch Jofzant. Wenn das Schnapsglas nicht bis zum Rand gefüllt war, trug das dem Wirt den Spottnamen Raafzant (Raffzahn, hier Geizhals) ein, weil der Schnaps jrad jätt für dr holle Backzant (so grade etwas für den hohlen Backenzahn) sei. Bei Lambäet (Lambert) ging der Gerichtsvollzieher ein und aus und der Nachbar ereiferte sich: Dem däät ech an denger Stell bejm nääkste Mool äwwer ens de Zänn zeije (Dem würde ich an deiner Stelle beim nächsten Mal aber die Zähne zeigen). Lambäet darauf kleinlaut: Leever net, sons höllt dä mir die och noch aff (Lieber nicht, sonst nimmt der mir die auch noch weg).
Zantpeng (weiches e) Wenn dem Eifeler etwas wehtut, dann hat er Peng (Pein = Schmerzen). Deren gibt es eine Unmenge, Koppeng (Kopfschmerzen) beispielsweise, Uhrepeng, Halspeng, Buchpeng (Ohren-, Hals-, Bauchschmerzen). Ungewöhnlich peinvoll und geradezu „hinterlistig“ sind die Zahnschmerzen, wohl jeder von uns kann ein Liedchen über Zantpeng singen. Heimweh ist schlimm, Durst ist aber angeblich schlimmer als Heimweh. Ähnlich sagt der Volksmund: Jöck os schlommer wie Zantpeng (Juckreiz ist schlimmer als Zahnschmerzen) und das will dann schon etwas heißen. Wer unterdessen Neurodermitis kennt, weiß um den Wahrheitsgehalt diese Behauptung. Wer häufig von Zahnschmerzen heimgesucht wird und „Stammgast“ beim Zahnarzt ist, fängst sich im Dorf den Spitznamen De iëwije Zantpeng (der ewige Zahnschmerz) ein. Das holländische Wort „Tandpijn“ ist gleichlautend wie unser Dialektwort. Wie jede Berufssparte, so hat auch der Zahnarztberuf seine Witze. Der Zahnarzt sagt zum Patienten: Es wird etwas weh tun, beißen Sie die Zähne zusammen und machen den Mund auf. Mattes kam vom Zahnarzt zurück und wurde gefragt: Na Mattes, dejt dr Zant noch wieh (tut der Zahn noch weh), worauf Mattes erklärte: Wejß ech net, dä hät dr Zahnarz doobehale (Weiß ich nicht, den hat der Zahnarzt dabehalten).
zaue Ein in der Eifel verbreitetes Wort für „beeilen.“ In Blankenheimerdorf sammeln die jungen Burschen am Vorabend des 1. Mai die Mai-Eier ein. Wenn ihnen die Haustür nicht gleich geöffnet wird, mahnen sie traditionsgemäß: Doht Ihr öch net zaue, dohn mir die Düer ophaue, und das heißt frei übersetzt: „Wenn ihr euch nicht beeilt, schlagen wir die Tür ein.“ Der Spruch wird dann noch fortgesetzt: Doht Ihr öch net bëiele, dohn mir de Düer opfiele(Wenn ihr euch nicht beeilt, wird die Tür aufgefeilt). Zur Anwendung kam eine solche „Radikalkur“ freilich noch nie. Der Volksmund kennt vielerlei Umschreibungen für den Durchfall, „Montezumas Rache“ beispielsweise oder „schneller Otto,“ im Dörf war und ist Pitterzaudech (Peter mach schnell) das gängige Wort. Andere Redewendungen für zaue sind sech ploore (sich plagen), sech bëiele (sich beeilen) oder auch vüeraan maache (voran machen). So beauftragte mich früher unsere Jött: Jank on holl ene Ärbel Holz on plooch dech jät, dr Herd jeht üß (Geh und hol einen Armvoll Holz und beeile dich, der Herd geht aus). Ein mit zaue artverwandtes Dialektwort ist jöcke losse (weiches ö), was wörtlich „jucken lassen“ bedeutet. Es wird meistens als Aufforderung zum Voranmachen gebraucht, etwa: Öwwerlääch net lang, loss jöcke (Überleg nicht lange, mach weiter).
zebaschte Wenn man weiß, dass baschte unser Wort für „bersten, aufplatzen, reißen“ ist (siehe: baschte), dann ist die Bedeutung von zebaschte sofort ersichtlich: „Zum Bersten, zum Platzen,“ im übertragenen Sinn somit auch „in Hülle und Fülle, jede Menge.“ Im Jahr 2011 gab es eine allgemeine „Pflaumenschwemme,“ die Äste bogen sich vor lauter Frucht, wir hatten Promme zebaschte (Pflaumen mehr als genug, massenhaft). Ein Traum von uns allen, der sich unterdessen in den wenigsten Fällen erfüllt, ist Jeld zebaschte (Geld in Mengen). Eine häufige Redewendung ist für ze baschte (wörtlich: für zu bersten, = zum Bersten). Trotz reichlicher Frühjahrsdüngung der Wiese war der Graswuchs miserabel und Baach-Pitter ärgerte sich: Nu han ech doch em Fröhjohr zebaschte Schlagge op dä Bähne jestraut, jewaaßen os äwwer nix, - et os für ze baschte. Eine gute und angemessene Arbeitsstelle ist heutzutage für sehr viele Zeitgenossen ein Sorgenfaktor, den man in den Aufbaujahren nach dem Krieg nicht kannte: Da gab es Ärbed zebaschte und entsprechend auch ze baschte Ärbedsstelle, der Arbeitsuchende konnte aus einem reichhaltigen Angebot auswählen und wurde auch „ohne Abitur in der Tasche“ überall mit Kusshand aufgenommen.
zedde (weiches e) An der Oberahr ein etwas ungewöhnlicher Ausdruck für das Ausspreiten der Jemadder (zusammengemähtes Gras) auf der Heuwiese, in Blankenheimerdorf eher zädde gesprochen. Beim Mähen mit der Sense sammelte sich das Mähgut in langen Grasmahden, bei uns Jemadder genannt, die zum Trocknen möglichst dünn und gleichmäßig jesprejd (gespreitet, auseinander geworfen) werden mussten. Das war überwiegend die Aufgabe der Frauen. Werkzeug beim Zedde war bei normaler Graslänge der hölzerne Reichel (Rechen), bei schwerem Gras musste der Jrejf her, die vierzinkige Stallgabel. Das Zedde mit dem Jrejf war eine mühsame Arbeit und erforderte kräftige Armmuskeln. Im Heumond (Heumonat = Juli) war der Eifelbauer um vier Uhr morgens aus den Federn und marschierte mit geschulterter Sense zur Heuwiese. Gegen sieben Uhr lag dr Lappe aan dr Erd (die geplante Wiesenfläche war gemäht). Vor der ersten Trockenwärme der Sonne musste das gemähte Gras jezedd sein. Mit dem Handrechen zedde erforderte ein wenig Übung und zwei Reichelsschlääch (Bewegungen des Rechens): Beim ersten „Schlag“ hob man das Mähgut ein wenig an und verteilte es blitzschnell mit dem zweiten „Hieb“ über die Wiese. Das ging relativ schnell, für die Eifeler Bauersfrau war ene Morje zedde (Morgen = ein Viertelhektar) ein gängiges Maß.
Zeech Das Wort ist von zeeje (ziehen) abgeleitet, wurde zum Hauptwort umgeformt (substantiviert) und heißt wörtlich „Ziehe.“ Die Zeech war ein mit bestimmtem Material gefüllter Überzug, mehr oder weniger also ein Kösse (Kissen, weiches ö). So wurde unter anderem der Stroh- oder Kaafsack auch Zeech genannt, der ein bettgroßes Kissen war und beispielsweise meinem Onkel Mattes als Ersatz für die Matratze diente. In seiner Kamer (Kammer, Schlafzimmer) roch es wegen der Kaaf immer etwas seltsam. Die Kaafsack-Zeech war aus strapazierfähigem Textilgewebe hergestellt und im Sinne des Wortes „kleinkariert,“ die echte Zeech nämlich wies ein Farbmuster aus kleinen blauen und weißen Quadraten auf. Regional bezeichnete man auch die dicke Steppdecke als Zeech, die ja ebenfalls eine wärmende Füllung besaß und die wir uns im Winter beim Zubettgehen bis über die Nase hochzogen. Eine klassische Zeech war das vielgeliebte und früher unentbehrliche „Plümo“ als Oberbett in jedem Schlafgemach. Die Schreibweise „Plumeau“ erinnert noch an die Franzosenzeit. Ich erinnere mich noch, dass bei meinem Plümo manchmal ein Federstielchen durch die Kissenhülle heraus ragte und unangenehm kratzte, das Material der Zeech war offensichtlich nicht das Beste.
ze kamelle han Wer das Sagen hat, Befehle erteilen kann oder Anordnungen herausgibt, der hät jät ze kamelle (etwas zu bestimmen). Das ist in der Regel der Chef, Abteilungsleiter oder Vorgesetzte allgemein. Beim Barras (Militär) beispielsweise haben in der Kompanie der Hauptmann und der „Spieß“ jät ze kamelle. Aus meiner Kinderzeit ist mir noch in Erinnerung, dass die deutschen Soldaten stramm standen und Zu Befehl, Herr Oberfeld „bellten,“ wenn sie von einem bestimmten Soldaten angesprochen wurden. Ich fragte mich lange Zeit, was ein Oberfeld sei und ob es auch ein Unterfeld gäbe. Unsere Jött erklärte mir unterdessen, dass der Oberfeld bei den Soldaten jät ze kamelle hätte. Später, als die Amerikaner da waren, standen auch bei denen die Soldaten vor einem bestimmten Kameraden stramm, allerdings bellten die „Amis“ Ei ei Söhr (aye aye Sir) und das wunderte mich nicht weniger als der Oberfeld: Was hatten Eier mit den Soldaten zu tun? Immerhin hatte auch dieser „Ami-Söhr“ offensichtlich jät ze kamelle. Der „Pantoffelheld,“ der unter der Fuchtel des Hausdrachen stand, genoss nicht selten das Mitleid der Dorfbewohner: Dä ärme Hond hät drhejm nix ze kamelle, dem senge Feldwebel hät de Botz aan (Der arme Hund hat zu Hause nichts zu sagen, sein Feldwebel hat die Hose an), - eine wenig beneidenswerte Lage.
zeröck (weiches ö) Zurück, rückwärts, häufig auch zoröck oder kurz zröck gesprochen. Bliev zeröck Jüppche, dat Ies oß noch ze dönn, warnte Tant Liss den Neffen vor dem Betreten des zugefrorenen Weihers. Eine Besonderheit war der Ausdruck zröckhü oder röckhü im Zusammenhang mit dem Zurücksetzen eines Fahrzeugs: Fahr die Kaar zwei Meter zröckhü (Fahr die Karre zwei Meter zurück), oder Mir mossen dä Woon jät röckhü döüje (den Wagen ein wenig zurück schieben). Musste ein Gespann rückwärts gehen, wurden die armen Tiere leicht mit dem Peitschenstiel auf die Nase geschlagen und lautstark aufgefordert: Zröck, zröck, zröckhü. Das niederländische Wort ist „terug“ und das ist für uns etwas mühsam, zumindest ungewohnt aussprechbar: „terüch,“ wobei das ch als Rachenlaut gesprochen wird (Beispiel: Buch). Die Holländer ihrerseits hätten Probleme mit unserem z und ö. Das Mitredenwollen beim Gespräch der „Großen“ ist eine kindliche Unart, die bei uns daheim schon im Keim erstickt wurde: Du hälts dech jefällichs zeröck, - auch manchem Erwachsenen wäre das anzuraten. In der Kirche sich umdrehen und nach hinten schauen, war für uns schon bald eine Sünde, en dr Kirch kick mr net zeröck (in der Kirche schaut man nicht zurück) lautete das elterliche Gebot, das auch vom Pastor wärmstens befürwortet wurde.
zewäesch Das Wort bedeutet „falsch, durcheinander, verkehrt,“ es wird heute kaum noch gebraucht. Der Ausdruck steht offensichtlich mit „zwerch, überzwerch“ in Zusammenhang, er hat in jedem Fall einen negativen Hintergrund. Wä hät dat Nähschauß wier esu zewäesch jemääch (Wer hat die Nähschublade wieder so in Unordnung gebracht) wetterte Jött, weil sie den Fingerhut nicht fand. Jung, do os äwwer allerhand zewäesch (Mann, da stimmt aber einiges nicht) vermutete man hinter der Hand nach einem häuslichen Streit. Do schengk jät zewäesch ze sen (Da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein) ärgerte sich Fränz über die Misstöne im neuen Radio. Höck boste äwwer noch ens ene richtije Zewäeschpitter war die Feststellung der Eltern, wenn der Sprössling andauernd quengelich (unzufrieden, unleidlich) war. Der allgemeine Querkopf oder Quertreiber war ebenfalls ein Zewäeschpitter oder Zewäeschdriever, was die Holländer analog als „dwarsdrijver“ bezeichnen. Wenn einer immer wieder dummes Zeug redete, wies man ihn zurecht: Bij dir os jät zewäesch em Kopp (In deinem Kopf stimmt etwas nicht). Und wenn das Reitpferd bockte und auskeilte, stellten die Zuschauer fest: Dat Dier os jenau esu zewäesch wie senge Häer (Wie der Herr, so `s Gescherr).
Zommermann Das frühere Dörfer Mundartwort für „Zimmermann,“ heute ist es nur noch wenigen Senioren geläufig, meist wird es durch Zemmermann (weiches e) ersetzt. Mit der Umwandlung von i oder e in das Dörfer o hat man als Nonnenbacher ständig Probleme, zumal bei uns daheim das „stimmlose“ e gebraucht wird. Ein Beispiel: „bis“ = bes (Blankenheim) – bos (Blankenheimerdorf) – bǝs (Nonnenbach). Et Kond hät en de Koss jedrosse on dat os Moß (Das Kind hat in die Kiste gesch… und das ist Mist) bedeutet beispielsweise für uns Schlemmershofer einen nicht zu bewältigenden Zungenbrecher. Zwei gestandene Blankenheimerdorfer Zommermänn waren seinerzeit die Brüder Heinrich und Paul Kastenholz. Die Kaastenholz-Männ zimmerten unter anderem in den 1950-er Jahren den neuen Dachstuhl für unser Haus. Hein und Paul hatten jät en dr Mau (waren starke kräftige Kerle), noch heute sehe ich sie, mit einem Sechs-Meter-Stück Fiëschtebaleke (Firstbalken) auf den Schultern, freihändig über das Dachgebälk turnen. Zommermann wurde in der Regel nur bei der Berufsbezeichnung gebraucht, der Familienname Zimmermann wurde unverändert ausgesprochen.
Zong (kurze weiches o) Ein Mundartwort für zwei grundverschiedene Begriffe: Zaun und Zunge. In Verbindung mit dem Zaun wird Zong mit gedehntem ng gesprochen, wie beispielsweise bei „Sprung.“ Ist von der Zunge die Rede, klingt das ng kurz, Beispiel: „bang.“ Es gab in meiner Kinderzeit ein geflügeltes Wort mit ironischem Hintergrund, das mich oft geärgert hat. Wenn ich beim „Holzhaue“ (Holzhacken) war und Erwachsene vorbei kamen, hieß es oft: Paß op, hau dech net op de Zong (…hau dir nicht auf die Zunge), und das kränkte meine „Holzhackerehre.“ Zehn Minuten vom Haus entfernt, besaßen wir am Krüz (Flurbezeichnung: am Kreuz) eine eingezäunte Weide, schlicht dr Zong genannt. Hier brachte einmal unsere Rüet (Tiername) ganz allein ein Kälbchen zur Welt. Ich fand es, als ich de Köh üß dem Zong holle (die Kühe aus dem Zaun holen) und heim treiben sollte. Häß du kejn Zong (Hast du keine Zunge) ärgerten sich die Erwachsenen, wenn wir Pänz nicht reden wollten; Et litt mir op dr Zong war Ausdruck für eine vergebliche Wortsuche, und dat hät en spetz (spotz) Zong (die hat eine spitze Zunge) wurde man vor einer boshaften Person gewarnt, deren Zong schärper wie et beste Metz schnegg (schärfer als das beste Messer schneidet). Die Verkleinerungsform von Zong ist Zöngelche.
zoppe Eintauchen, eintunken, möglicherweise verwandt mit Zopp (Suppe). Die Oma nämlich zoppte wegen ihrer Zahnprobleme das harte Brot zum Aufweichen in die Melechzopp (Milchsuppe) oder sie zoppte es beim Frühstück in die Kaffeetasse. Im Schwimmbad zoppten wir Pänz uns gegenseitig unter Wasser, in der Kirche zoppten wir die Fingerspitzen ins Weihwasserbecken, und wenn jemand Prügel bezogen hatte, hieß es: Dä hät se äwwer joot jezopp krijje. Eine Leckerei, die uns aber nur ganz selten zuteil wurde, war ein in die Kaffeetasse gezopptes Zuckerklömpche, das man dann genüsslich auslutschen und schließlich ganz verzehren konnte. Zuckerklümpchen waren unterdessen bei uns daheim ziemlich rar. Leck mech em Jade, pack blos dä Droht net aan, dodran kreßte janz fies ejne jezopp lautete eine Warnung vor dem Berühren des blanken Weidezaun-Drahtes. Verschiedentlich wurde auch das Flechten eines Zopfes als zoppe (in diesem Fall = zopfen) bezeichnet, bei mehreren Zöpfen auch zöppe. Das war beispielsweise bei der Haartracht meiner beiden Schwestern der Fall: Zwei dünne Zöpfe, in deren Ende ein mächtiger bunter Schlopp (Schleife) eingeflochten wurde. Es gab auch den Ausdruck zerzopp für einen zerzupften, zerfledderten oder zerrupften Gegenstand. Und schließlich hörte ich bei meinen Bahnkollegen hier und da dr Ohm zoppe als Wort fürs Wasserlassen. „Den Onkel eintauchen,“ – eine merkwürdige Sache. Da schien mir dr Lämpes schwenke als Alternative dann doch zutreffender.
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