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15.03.2024




 

Foto: hejo@blancio.de

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

„Für os Pänz“ ist gerettet
Text: Johannes Vossen
 

Anfang Mai schockierte uns die betrübliche Nachricht: „Das Wiesenfest 2014 fällt wegen organisatorischer Schwierigkeiten aus.“ Nach rund 15 aktiven Jahren hatten die bisherigen Organisatoren Günter Poensgen und Uwe Breuer rechtzeitig ihren Rücktritt bekannt gegeben und die Wahl von Nachfolgern angeraten. Die Wahl kam nicht zustande, weil zur anberaumten Versammlung zu wenig interessierte Teilnehmer kamen. Das Aus fürs Wiesenfest schien besiegelt. Sollte das in 1971 gegründete beliebte Kinderfest tatsächlich aus dem Dörfer Veranstaltungskalender gestrichen werden müssen? Nicht nur unser Kartellvorstand machte sich Sorgen, auch besonnene Dorfbewohner mochten sich mit dem Gedanken nicht anfreunden, und so fanden sich schließlich in der Kartellversammlung Thomas Steffens, Michael Lüssem, Oliver Möllengraf, Kurt Kaupel und Philipp Boht dazu bereit, die Veranstaltung „Für os Pänz“ am Leben zu halten.

Den neuen Organisatoren blieb nur wenig Zeit bis zum Fest, sie meisterten ihre Aufgabe unterdessen mit Bravour, das Wiesenfest 2014 wurde eine „runde Sache“ für Veranstalter und Besucher. Am 12. Mai hatte die neue Crew in einem Rundschreiben um die Unterstützung der Dorfbewohner gebeten, offensichtlich mit Erfolg, wie die Vielzahl der Spiel- und Unterhaltungsangebote auf dem Festplatz erkennen ließ. Selbstverständlich hatten auch die alten „Wiesenfest-Hasen“ ihren Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Nicht zuletzt zeigte sich der Herr über Regen und Sonnenschein unserem Kinderfest wohlgesonnen und bescherte uns am Pfingstsonntag allerbestes Für-os-Pänz-Wetter als Voraussetzung für das Gelingen der Open Air-Veranstaltung.

Was alles an Spiel- und Unterhaltungsattraktionen auf dem alten Sportplatz „Am Stein“ angeboten wurde, lässt sich kaum aufzählen. Da gab es zeitgemäße Einrichtungen wie „Harry´s Zauberschloss,“ die Riesen-Rutschbahn, das Trampolin oder den „Astro-Trainer.“ Da gab es aber auch zahlreiche altgewohnte – und offensichtlich immer noch beliebte –  Einrichtungen wie etwa den Wiesenfest-Express, das Bierkistenstapeln, das Dosen- und Pfeilwerfen oder auch den echten Mini-Bagger. Selbstredend war fürs leibliche Wohlergehen bestens vorgesorgt, wobei die Getränkeversorgung diesmal besonders im Vordergrund stand: Bei 30 und mehr Grad im Schatten floss der Schweiß in Strömen.

Der turmhohe Autokran markierte das FestgeländeTrotz düsterer Vorzeichen wurde das Wiesenfest 2014 insgesamt ein Volltreffer, dank einiger Idealisten, die sich den Fortbestand einer traditionellen Dorfveranstaltung zum Ziel gesetzt haben. Beim Rundgang über den Festplatz hörte ich immer wieder Anerkennung und Lob an die Adresse der Veranstalter: „Was die in der kurzen Zeit alles geleistet haben, - alle Achtung.“ Auch die regelmäßigen Altpapiersammlungen als finanzielle Säulen der traditionellen Pfingstveranstaltung, sollen weiterhin stattfinden. Die Dorfgemeinschaft bedankt sich bei den Organisatoren für die „Rettung“ des beliebten Volks- und Kinderfestes, das vor 43 Jahren mit einfachsten Mitteln und wenig Geld, aber mit sehr viel Einsatzbereitschaft und Freude an der Sache ins Leben gerufen wurde.

Den ganzen Nachmittag über herrschte Betrieb auf dem alten Sportplatzgelände, das sich wie kaum ein anderes für derartige Veranstaltungen eignet. Dem Ortsfremden wiesen die üblichen Hinweisschilder den Weg, Parkplätze waren zeitweise Mangelware, wenn auch die Zahl der auswärtigen Besucher diesmal etwas geringer schien als gewohnt. Das lag möglicherweise daran, dass ursprünglich vom Ausfall des Wiesenfestes die Rede war und die Neugründung noch nicht hinreichend bekannt war. Das tat unterdessen dem Fest wenig Abbruch. Die Pfingstsonne meinte es den ganzen Nachmittag über äußerst gut, die Besucher schwitzten kaum weniger als die zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer an den diversen Ständen und Buden. Über dem Festgelände kreisten zeitweise Sportflugzeuge, deren Insassen das bunte Treiben aus luftiger Höhe beobachteten.

Besonders die älteren Festteilnehmer suchten und fanden Schutz vor der sengenden Pfingstsonne im offenen Zelt, unter dessen schattigem Dach es sich gemütlich feiern ließ. Am Ausschank fanden die diversen Getränke reißenden Absatz, für Groß und Klein gab es kühle Labsal in passender Form und in jedem gewünschten Umfang. Und alles zu „Wiesenfest-Preisen,“ wie es seit eh und je üblich ist. Für die Teilnahme an den zahlreichen Spiel- und Geschicklichkeitseinrichtungen erhielt jedes Kind 10 Freikarten, im Übrigen kostete der „Wiesenfest-Bon“ 0,60 Euro.

Mir fiel auf, dass auch althergebrachte Einrichtungen im Zeitalter von Smartphone und Computer bei den Kindern noch nicht völlig „abgeschrieben“ sind. Da war beispielsweise die Begeisterung riesig, wenn es beim Dosenwerfen so richtig schepperte und der Dosenstapel mal wieder vollständig „vom Brett geräumt“ war. Am echten Kleinbagger ließen sich die Baggerführer von morgen interessiert in die Geheimnisse der diversen Bedienelemente einweisen und gruben stolz die Baggerschaufel ins Erdreich. Da konnte man sogar auf dem echten Pony einen Wiesenfest-Ritt unternehmen. Da drehte der gute alte Wiesenfest-Express unermüdlich seine Runden, und beim Kistenstapeln schwebten die „Baumeister“ in luftiger Höhe am Haken des Autokrans, dessen Ausleger hoch über das Festgeschehen hinaus ragte, sozusagen als „Zielmarke“ für die  anreisenden Besucher.

Vergeblich hielt ich in dem bunten Getümmel Ausschau nach dem guten alten Nagelbalken, der sich in der Vergangenheit stets deutlicher Beliebtheit bei Groß und Klein erfreute. In den 1970er Jahren beispielsweise „nagelten“ unser damaliger Bürgermeister Toni Wolff und Gemeindedirektor Peter Reger beim Dörfer Wiesenfest regelmäßig um die Wette. Der Verwaltungsleiter kam stets für ein Stündchen aus Kall zu uns herüber. Der Nagelbalken war eine ständige Einrichtung beim Wiesenfest, als er in 1980 einmal fehlte, war Toni Wolff geradezu traurig. Warum der „Näälbaleke“ diesmal nicht vorhanden war, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Mir persönlich fehlte auch der musikalische „Background“ beim Festgeschehen, was unterdessen nicht die allgemeine Meinung der Besucher interpretiert. Die Erfahrung früherer Jahre lehrt, dass zünftige Festplatzmusik zum Feiern anregt und für Stimmung sorgt. Wir hatten uns damals ein paar Audio-Kassetten zurecht gebastelt, das genügte schon, um die Spielpausen von Musikverein und Spielmannszug zu überbrücken. Heute sind digitale Tonträger mit geeignetem Inhalt überall im Handel erhältlich.

Zusammenfassend: Das Wiesenfest 2014 war bereits so gut wie „totgesagt,“ konnte dann aber durch fünf Idealisten und eine Reihe freiwilliger Helfer gerettet und sogar zu einem stattlichen Erfolg geführt werden. Über das gelungene Kinderfest freute sich nicht zuletzt unsere Ortsvorsteherin Tanja Möllengraf, die sich selbstredend auch in die Schar der Festgestalter eingereiht hatte.



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