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15.03.2024




 

Foto: hejo@blancio.de

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

ech
Je nach Aussprache hat das einsilbige Wort zweierlei Bedeutung. Beispiel: Ech han ech kejn Loss (Ich habe echt keine Lust). In der Bedeutung von „ich“ wird das e kurz und weich gesprochen, wenn „echt“ gemeint ist, klingt die Aussprache wie äch. Ein ähnliches Wort ist Ääch, das aber bedeutet „Acht“ (Ääch jenn = Acht geben). Beide Anwendungsformen von ech sind heutzutage derart millionenfach an der Tagesordnung, dass man schon fast keine Beispiele mehr zu finden weiß. Da gibt es „echte Kerle“ im Westernfilm, „echte  Fründe“ im Kölner Karneval oder ech Selever (echtes Silber) beim Tischbesteck. Die Jugend kennt noch ganz andere Echtheiten: Echt cool, echt geil, echt stark, echt in. „Ich bin ein Berliner“ ist das markante Kennedy-Zitat vom 26. Juni 1963, der Dörfer an seiner Stelle hätte Ech sen ene Berliner gesagt. Ein markantes Wort unserer Jött ist mir aus meiner Kinderzeit in Erinnerung. Wenn sie mich bei einer Untat erwischte, gab es Uhrwatsche, begleitet vom erzürnten Ech sall dir wahl, und das hieß soviel wie „Ich werde dir helfen…“ Jötts Kraftwort war dem Holländischen entnommen: „Ik zal je wel“ und das heißt wörtlich „Ich werde dir wohl.“

eckesch
Mit „eckig, kantig“ hat der Mundartbegriff absolut nichts gemeinsam, man könnte ihn eher als „Umstandswort der Art und Weise“ bezeichnen. Die Übersetzung von eckesch ist nicht so ganz einfach, die Wortbedeutung ist je nach Art der Anwendung verschieden, generell möchte ich unterdessen „bloß, nur, doch, eben“ als Synonyme anführen. Ein paar Beispiele mögen hilfreich sein. Jevv eckesch Ääch, dat de net fälls (Gib bloß Acht, dass du nicht fällst). Mr moß eckesch och ad ens mot Wenijem zefridde sen (Man muss eben auch schon mal mit Wenigem zufrieden sein). Wenn et eckesch ad treps, - et moß jo net emmer rääne (Wenn es nur schon tropft, - es muss ja nicht immer regnen). Dohn mir eckesch dä Jefalle (Tu mir doch den Gefallen). Der Fünfjährige wollte unbedingt einen neuen Ball haben und „quengelte“ stundenlang bei den Eltern herum, bis es der Mutter zu viel wurde und sie den Vater aufforderte: Nu koof eckesch dem Jong dä Ball, domot hä Rouh jitt, et koss jo eckesch e paar Jrosche (Nun kauf in Gottes Namen dem Jungen den Ball, damit er Ruhe gibt, es kostet ja nur ein paar Groschen). Hau eckesch aff  (Verschwinde bloß). Unser unvergessener Gastwirt Krämesch Pitter goss gelegentlich ein Schnapsglas huppevoll (über die Messmarke hinaus) und kommentierte den erstaunten Blick des Kunden mit einem markanten Ausspruch: Nu jo, dann jeht eckesch dr Schaden en dr Notze (Nun ja, dann geht eben der Schaden in den Nutzen), was im weitesten Sinne „auf meine Rechnung“ bedeutete.

Eckschaaf
Der Eckschrank ist in der modernen Wohnkultur ein nützliches Bauteil, mittels dessen eine Zimmerecke bis in den hintersten Winkel räumlich ausgenutzt werden kann, das aber auch entsprechenden Platz beansprucht. In der Kammer unserer Eltern und Großeltern gab es aber nur wenig Platz, das Eckschaaf durfte also nicht breit in den Raum hinein ragen, vielmehr musste es mit den beiden Zimmerwänden glatt abschließen: Die Grundfläche war ein rechtwinkliges Dreieck, dessen längste Seite die Schrankfront bildete. Viel Gerät passte in diesen Dreiecksraum nicht hinein, immerhin war aber die Ecke ausgenutzt. Oft war das Eckschaaf als Vitrine ausgebildet und diente der Zurschaustellung von kostbarem Geschirr. Etwa vorhandene Schubladen waren mit größter Vorsicht zu benutzen: Sie liefen naturgemäß nach hinten spitz zu, damit sie in die Ecke passten, beim unbedachten Herausziehen kippten sie leicht nach vorne und ihr Inhalt lag auf dem Jebönn (Fußboden). Um dem vorzubeugen, besaß die Eckschaafschublad am Boden zwei hölzerne Sperrzapfen, die das Öffnen nur bis zur halben Tiefe erlaubten.

Eckstejn
Der Eckstein ist generell der Grundstein eines Gebäudes, am Dörfer Bürgerhaus beispielsweise oder der Anno-Santo-Stein am Hause Schnichels in der Siedlung gleichen Namens. Das Eifeler Wort ist Eckstejn oder Ecksteen und das war früher die Bezeichnung für die Spielkartenfarbe „Karo.“ Wir Pänz spielten bis zur Erschöpfung Herzblättche, Sechsonsechzich oder Mau-Mau und unsere Spielfarben war Herzer, Krützer, Schöppe und Eckstejn. Unser Kartenspiel war derart abgegriffen, dass man die Bilder mehr oder weniger nur noch erahnen konnte. „Eckstein“ ist auch eine Zigarettenmarke, die grünen Packungen gab es schon zu unserer Kinderzeit. Nach dem Krieg, als alle Welt die Glimmstengel selber „drehte,“ war eine „Aktive“ eine Kostbarkeit für den Raucher, und oft hieß es hinter vorgehaltener Hand: Saach Köbes, häßte net en Eckstejn für mech üwwerich? Bei der Eierschängs in Dörf gab es selbst in der dürren „Maggelzeit“ noch Eckstein und Overstolz zu kaufen. Die Eierschängs war eine clevere Handelsfrau mit guten Beziehungen zu einschlägigen Kölner Lieferanten.

eeja
Na Jannes, schmääch de Pief? (schmeckt die Pfeife). Auf diese Frage des vorbeikommenden Nachbarn lautete die Antwort entweder berichtigend enää, dr Tubak (nein, der Tabak) oder aber zustimmend eeja. Das unendlich gedehnte eeja wurde meistens dann gebraucht, wenn man eine Frage besonders nachdrücklich bejahen wollte: Boste wier op de Bejn? (Bist du wieder auf den Beinen, nach überstandener Krankheit) - eeja. Das normalerweise übliche ijo, joo, jawahl, jou hatte bei derartigen Fragen absolut nicht die Aussagekraft von eeja. Der Ansicht war offensichtlich seinerzeit  auch der Texter eines Weihnachtsliedes, als er schrieb: „...eja, eja, sein Eigen will ich sein“. Das Lied hat mich als Kind stets ein wenig verwundert und irritiert: Eeja war doch ein Mundartwort, das beispielsweise in unserer Schule niemals ausgesprochen wurde. Wie konnte ein solches Wort in ein Weihnachtslied geraten? Für unsere Eltern war eeja ein selbstverständlicher Alltagsausdruck, den man gar nicht mehr besonders registrierte. Heute ist das Wörtchen bei uns im Dörf ausgestorben.

eerde Pief 
Wörtlich : irdene Pfeife = Tonpfeife, Meerschaumpfeife im Gegensatz zur normalen  Pief (Holzpfeife). Die eerde Pief wurde auch Hans genannt, sie war das Heiligtum ihres Besitzers, der jede noch so teure Holzpfeife verschmähte. In Blankenheimerdorf ist noch gut Bahne Mattes in Erinnerung, Matthias Schlemmer, den man niemals ohne seinen geliebten Hans antraf. Mattes und Heere Paul (Paul Hoffmann), gleichfalls Pfeifenraucher, arbeiteten zusammen als Holzfäller. Eines Morgens ging gleich nach Arbeitsbeginn Pauls Knasterdöppe zu Bruch. Den ganzen Tag keine Pfeife, - Paul war verzweifelt und schnitt ein Gesicht wie sebbe Daach Rään (wie sieben Tage Regen), die Arbeit fluppte ihm nicht mehr (ging ihm nicht mehr von der Hand). Mr mejnt äwwer och, dr Düwel hääf de Hand em Spoll murrte der verhinderte Pfeifenraucher, et os für ze baschte. Endlich wurde es Mattes zu bunt: Ech kann de Jesiëch net mieh mot aansehn (Ich kann dein Gesicht nicht mehr mit ansehen), schimpft er, griff in die Tasche und reichte Paul seinen „Ersatzhans,“ den er für alle Fälle immer bei sich trug: Dä, domot de noch ens laache kanns. Paul konnte wieder lachen und auch die Arbeit fluppte wieder. Diese Hölef üß dr Nuët (Hilfe aus der Not) hat er zeitlebens  seinem Spannmann Mattes nicht vergessen. Ein kleines eerde Piefje trug und trägt auch heute noch der echte Eifeler „Weckmann“ im Arm (Martinsweck). Der Martinsweck verkörpert den „Heiligen Mann“ und trug anfangs einen irdenen Bischofsstab im Arm. Warum aus dem Stab mit der Zeit eine Pfeife wurde, weiß selbst das allwissende „Google“ nicht mit letzter Sicherheit zu erklären. Eine Version: Einem Bäcker gingen die Bischofsstäbe aus und er ersetzte sie durch eine auf dem Stiel stehende irdene Pfeife, die von der Form her, mit viel Phantasie, mit dem gekrümmten Stab zu vergleichen ist.

Eierrühr
Eine hauptsächlich in der Eifel übliche seltsame Wortverdrehung, entstanden aus dem beliebten „Rührei,“ dessen Erwähnung mannigfache Gaumengelüste weckt. Der Grund für die Verdrehung ist kaum erkennbar, möglicherweise ist Eierrühr vom Wort her den Anwendern sympathischer als das etwas vornehmere Rührei? Eierrühr (oder Rührei) ist eine höchst einfache, aber schmack- und nahrhafte Speise, im Handumdrehen für wenig Geld herzustellen und auf hunderterlei Art variierbar. Eier, Schinkenwürfel, Milch und Mehl sind die Grundstoffe, weitere Zutaten sind vom Geschmack des Herstellers abhängig. Bei uns daheim gab es häufig Eierrühr als allgemein begehrten Brotbelag, Jött gab aber meistens eine tüchtige Portion geschnippelte Öllechspiefe (Röhrenblätter der Zwiebel) zu und die mochte ich nicht, - ich mag sie heute noch nicht. Aus Spargründen wurde im und nach dem Krieg das Eierrühr in der Regel stark mit Mehl „gelängt,“ was sich naturgemäß am Geschmack bemerkbar machte. Einmal fiel mir der flache Eierkorb aus der Hand, den ich für Jött aus dem Schaaf (Schrank) geholt hatte, vier Eier gingen dabei zu Bruch. Es gab ein Mordsgezeter und zwei gewaltige Uhrwatsche, die Sache hatte aber auch ein Gutes: Bei uns gab es diesmal Eierrühr fast „pur“ auf den Tisch. Vier Eier, da musste gar nicht mehr viel mit Mehl gelängt werden.

Eierschängs
Ein Mundartwort aus Blankenheimerdorf, das auch in der näheren Umgebung guten Klang besaß. De Eierschängs war eine Kölnerin mittleren Alters. Im und nach dem Krieg wohnte sie mit ihrem Sohn Fritz bei uns im Dörf. Mit Familiennamen hieß sie Martin, an ihren Vornamen entsinnt sich niemand mehr, die Eierschängs ist aber auch heute noch für die älteren Dorfbewohner ein Begriff. Frau Martin handelte mit Waren aller Art, dank ihrer Beziehungen zu einschlägigen Kreisen in der Stadt beschaffte sie bei Bedarf Dinge, die bei uns nirgendwo zu kriegen waren. Das war besonders in der Maggelzitt (Schwarzhandel) von Bedeutung, zum Beispiel versorgte die Eierschängs ihre Kundschaft nach dem Krieg mit den ersten primitiven Benzinfeuerzeugen nebst den kostbaren Füerstejn (Feuersteine) und „gereinigtem“ Benzin. Als Bezahlung für ihre Waren nahm sie gerne von den Bauern Lebensmittel entgegen, das trug ihr vermutlich den Namen Eierschängs ein. Sie rauchte Zigaretten und das war für lokale Verhältnisse zumindest ungewöhnlich. Die Eierschängs war eine resolute und energische Dame, die aber hinter ihrem forschen Auftreten ein gutes Herz verbarg. Unbemerkt von der Öffentlichkeit, hat sie manche familiäre Not gelindert.

ëinesjangs
Wörtlich „eines Ganges“ mit der Bedeutung „auf diesem Weg, bei dieser Gelegenheit, gleichzeitig.“ Wenn beispielsweise die Leute aus Nonnenbach zum Einkaufen ins Dörf kamen, gingen sie ëinesjangs nohm Frisör. Unser Dorffriseur war Muuße Karl (Karl Breuer), auch Plötzer-Schäng (mein Onkel Johann Plützer) besaß eine mechanische Hoormaschin. Hier und da stand ëinesjangs auch für „andauernd, fortwährend.“ Zum Beispiel beschwerte man sich über den fortwährend bellenden Hund in der Nachbarschaft: Dat Veeh os ëinesjangs am bäleke. Ein artverwandtes Mundartwort ist jangswäechs, in vielen Fällen auch umgekehrt wäechsjangs. So hatte ich zum Beispiel am Bahnhof ein Paket abzuholen und wäechsjangs bie Kaastenholz Rudolef ene Sack Kalek (Kalk) zu kaufen. Die Baustoffhandlung von Rudolf Kastenholz lag nahe beim Bahnhof in der damaligen Bahnhofsraße (heute Vogelsang). Der Bahnhof Blankenheimerdorf war bis zum 01. März 1961 als Agentur in Betrieb, ich selber habe dort noch in Vertretung für Eduard Demuth Dienst getan. Die Baustoffhandlung Kastenholz wurde als „Baumarkt Blankenheim“ in die Bahnhofstraße nach Blankenheim verlagert. Nach dem Tod des Besitzers Heinz Kastenholz im Januar 1999, wurde der Baumarkt aufgegeben.

ëineweich
Das Wort scheint auf den ersten Blick mit wäechsjangs verwandt zu sein. Das ist aber nur optisch der Fall, die Bedeutung nämlich ist „ohnehin, sowieso,“ manchmal auch „trotzdem, nichtsdestoweniger.“ Da wurde ich beispielsweise von Pap (Vater) angewiesen: Wenn du jo ëineweich aan Krämesch jehs, kannste tirek och fönef Zentner Briketts bestelle. Der Gastwirt Krämesch Pitter (Peter Schmitz), der neben seiner Gaststätte einen Kohlenhandel betrieb, nahm die Bestellung an und versprach : Ech brengen die Briketts mohr Mettech  erop, ech moß ëineweich op dr Keppelberch (Ortsteil Kippelberg). Er kam also morgen Mittag ohnehin auf den Kippelberg und würde unsere Briketts mitbringen. Weich war früher bei uns das Wort für „Weg,“ das sich inzwischen weitgehend in Wääch umgewandelt hat. Man würde also heute auch ëinewääch sagen können. Das Wort ëineweich ist unterdessen fast ausgestorben und wird allgemein durch suwiesu (sowieso) ersetzt. Wir Pänz waren manchmal den Eltern gegenüber ziemlich eigensinnig und Pap machte seinem Ärger Luft: Du kanns dem Kerl sohn wat de wells, dä hüert ëineweich net (Da nützt alles Reden nichts, der Kerl hört einfach nicht).

ëinkennich 
Das Wort setzt sich zusammen aus „eins“ und „kennen.“ Früher bezeichnete man einen stillen oder in sich verschlossenen Menschen als ëinkennich, der ëinkennige Flüppes war mehr oder weniger ein Eigenbrödler, der sich von seiner Umgebung distanzierte. Auch der Egoist wurde treffend als ëinkennich bezeichnet: Er kannte und akzeptierte nur eine Sache, nämlich sich selber. Besonders bei Kindern kam ëinkennich häufig zur Anwendung. E ëinkennich Kond war ein schüchternes Kind, das sich fremden Leuten gegenüber scheu oder gar ablehnend verhielt, indem es gutmütig zugedachte Geschenke oder Liebkosungen zurückwies. In manchen Fällen stand ëinkennich auch für „Eigensinn, Bockigkeit, Widerspruchsgeist.“ Wenn beispielsweise „gute“ Ratschläge und Zureden absolut nicht akzeptiert wurden, hieß es schließlich verärgert: Dann bos doch ëinkennich esulang de wells (Dann sei doch bockig so lange du magst). Ein ähnlicher Ausdruck war auch ëinletzich, was soviel wie „einzeln, allein“ bedeutete. Bekannt ist unter anderem ëinletzich blieve (ledig bleiben). Unser Nachbar Kaue Patt (Hubert Klinkhammer) beispielsweise war ein alter Junggeselle, wegen seiner ständigen Meckereien auch Knotterdöppe (wörtlich = Nörgeltopf) genannt, von dem die Leute sagten: Huppert os se Lewwe lang ëinletzich jeblevve.

Eischekrütz
Das Aschenkreuz ist auch heute noch in den katholischen Gebieten und besonders natürlich in den ländlichen Gegenden als Zeichen der Buße und der Vergänglichkeit allen Lebens erhalten geblieben. Es wird gleich nach dem „sündigen“ Karneval am Aschermittwoch den Gläubigen auf die Stirn gezeichnet, als Beweis für die Bußfertigkeit des Trägers. Die benötigte Asche wurde früher durch das Verbrennen der im Vorjahr geweihten Palm- oder Buchsbaumzweige gewonnen. Das Eischekrütz war zu unserer Kinderzeit ein Muß gleichermaßen für die Erwachsenen wie für uns Pänz. Ich weiß noch, dass auf unserer Dienststelle morgens der Chef mit dem Aschenkreuz auf der Stirn zum Dienst erschien. In Blankenheimerdorf hielt der Pastor abends eine besondere Andacht, in der zusätzlich zur Morgenmesse das Aschenkreuz ausgeteilt wurde. Wir Nonnenbacher marschierten dann pflichtgemäß nohm Dörf et Eischekrütz holle (wörtlich: Nach dem Dorf das Aschenkreuz holen). Wieder daheim, wurde das Zeichen sorgfältig geschont, damit es möglichst lange erhalten und sichtbar blieb. Ähnlich wie beim Eischekrütz, waren wir auch zum Empfang des Blasiussegens verpflichtet, der am Festtag des heiligen Blasius (03. Februar) und auch am Sonntag danach jeweils nach der Messe ausgeteilt wurde und gegen Halskrankheiten helfen sollte.

Eischekuhl 
So bezeichneten wir die Aschengrube unter dem häuslichen Backofen, der in fast jedem Bauernhaus zu finden war. In der Eischekuhl sammelte sich die Asche aus dem holzbeheizten Ofen, die Kuhl wurde in Abständen entleert. Bei uns daheim war im Krieg die Eischekuhl mit einem dichten Bretterverschlag ausgestattet, der als Versteck für die verbotenen Schmanddöppe (Rahmtöpfe) diente. Hier suchte kein „Kontrolleur“ nach, denn hier gab es schmutzige Hände. Die Eischekuhl war meistens von der Kellertreppe her zugänglich, die üblicherweise unter dem Backofen abwärts führte. Zum Einfüllen der Asche gab es unter der Ofentür einen  Schacht, der in die Kuhl mündete. Das Befüllen und Entleeren der Eischekuhl war eine ziemlich staubige und umständliche Angelegenheit, bei uns wurde die Asche gar nicht erst in die Kuhl getan, sondern gleich nach draußen befördert, nachdem die Grube einmal wegen der verborgenen Schmanddöppe gefüllt worden war. In unserem Haus Muuße in Blankenheimerdorf war der Kellereinstieg unter dem alten Backofen kaum einen Meter hoch, um in den Keller oder an die Eischekuhl zu gelangen, musste man buchstäblich „auf allen Vieren“ die Treppe hinab kriechen.

Ejnkall
Lokal auch Eenkall oder Einkall. Hierbei wird „Kall“ mit gedehntem l gesprochen, wie beispielsweise in „Ball.“ Der allgemeine Eifeler Ausdruck für „reden, sprechen, plaudern“ ist bekanntlich kalle, davon abgeleitet ist das Substantiv Kall in der obigen Sprechweise, nicht gleichzusetzen mit dem Namen unserer Eifelgemeinde Kall. Ejnkall bedeutet somit wörtlich „Eingespräch, Alleinrede“ und damit „Selbstgespräch.“ Selbstgespräche sind gar nicht so selten, wie man eigentlich annehmen sollte, sie sind oft Ausdruck von intensivem Nachdenken oder ganz einfach eine lästige Angewohnheit. Zu meiner Ausbildungszeit beim Bahnhof Kall, gab es dort auf der Güterabfertigung den Kollegen Hermann, seines Zeichens Zugabfertiger, der bei seiner Arbeit zwischen den Güterwagenreihen Selbstgespräche führte und den wir daher den Ejnkall nannten. Er hakte die Einträge im Wagenkontrollbuch ab und kommentierte dabei vor sich hin: Dat sin die zwei G-Ware für et Kalekwerk, Strotkötter kret ene Gmm, de Metallhött hät fönef Omm anjefordert, dä Ress jeht en dr Dall… Er teilte also die eingegangenen Leerwagen unter die Besteller auf, die Buchstaben waren damals Kennzeichen für Gattung und Ladegewicht der Güterwagen. Auf seinem Weg zwischen den Gleisen schimpfte Hermann auch gelegentlich vor sich hin, beispielsweise über die Rangiererkollegen: Han die Idiote doch wier net opjepass! Jetz moß ech wäjen denne Aaschlöcher dä Talep noo dr Kollebahn dohn. Ein Wagen war ins falsche Gleis abgestellt worden, die Kollebahn (Kohlenbahn) war ein Ladegleis. Und schließlich: Beim Brassele (Arbeiten) in unserer Werkstatt traf der Hammer schmerzhaft meinen Daumennagel, was mir ein deutlich hörbares Leck mech am Aasch entlockte. Die Werkstattür (Werkstatttür, - fürchterlich!) stand offen, von draußen tönte eine Frauenstimme: Moß dat sofort sen?

e kitches
Früher eine allgemein gültige Umschreibung von „ein wenig“ als Begriff für eine winzige Menge. Jank mir e kitches üß de Fööß wurden wir Kinder beispielsweise aufgefordert, wenn wir den Eltern bei ihrer Arbeit zu sehr im Weg standen. Ab dem Dreikönigsfest (06. Januar) längen de Daach ad wier e kitches (verlängert sich das Tageslicht wieder ein wenig), um täglich einen Hahnenschrei, weiß der Volksmund. E kitches bezeichnet eine Winzigkeit, eine kleine Menge. Kid war früher das Wort für „Korn,“ beispielsweise für ein Getreidekorn, eine winzige Portion aus dem großen Kornhaufen also, die Mehrzahl war Kidder. Anstelle von e kitches kam auch e Kid zur Anwendung. Für das mit „ein wenig“ verwandte Wort „etwas“ kennt die Mundart den Begriff jätt: Doon noch jätt Holz op et Füer (leg noch etwas Holz nach). Jätt bezeichnet zwar auch eine kleine Menge, in jedem Fall aber mehr als e kitches. Tapeziert wurde früher „nach Augenmaß,“ wobei die Tapetenbahn gelegentlich etwas aus dem Lot geriet. Dann hieß es beispielsweise: Owwe e kitches noo lenks (oben eine Idee nach links). Das ging damals problemlos: Die Bahnen wurden überlappend geklebt.

elej
Ein seltsames Mundartwort mit der Bedeutung „egal, gleich, schnuppe, bedeutungslos.“ Als Schulkind fehlte uns meistens die Loß (Lust) für die Hausaufgaben, bis es den Eltern zu bunt wurde : Ob du Loß häß oder net, dat os elej, jetz weren de Aufjabe jemääch (Ob Lust oder nicht, das spielt keine Rolle, jetzt werden die Aufgaben gemacht). Bärb (Barbara) befahl ihrem Mäetes (Martin): Du rasiers dech, eh du noo Blangem jehs, wat sollen de Löck van dir denke! Ein Befehl übrigens, der mir selber ziemlich bekannt vorkommt. Mäetes darauf: Dat os mir elej, wat die denke, worauf Bärb konstatierte: Dat hät dir äwwer net elej ze sen on du rasiers dech trotzdem. (Das hat dir aber nicht egal zu sein und du rasierst dich trotzdem). In Blankenheimerdorf gibt es das Episödchen vom Fuhrmann, der sich beim Haus seiner Geliebten vergeblich durch Peitschenknallen bemerkbar machte. Erzürnt schrieb er ihr einen Brief: Ich habe dreimal geschmickt (schmecke = mit der Peitsche knallen), doch du hast nicht gekickt (kicke = gucken, schauen), es soll mir aber auch elei sein, dein Johann.

Elleverroht  (weiches e)
Der Elferrat ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Dörfer Karnevals seit der ersten Kappensitzung im Jahr 1960. In den ersten Jahren gab es noch keine feste „Mannschaft,“ die Elleverrööter wurden für die Sitzungen vom Präsidenten Hans Klaßen (die Hääp) zusammengetrommelt. Fehlte mal einer, so wurde aus den Reihen der Saalbesucher „Ersatz beschafft.“ Einziges „Abzeichen“ war anfangs die Narrenmütze, eine Uniform besaßen die Elleverrööter noch nicht. Selbst der Sitzungspräsident kam noch „in Zivil“ auf die Bühne, Hans Klaßen erzählte später in einem Büttenvortrag von den Anfangsproblemen: Ech hatt Friesens Hein senge Brautjacken aan, er hatte also die Hochzeitsjacke von Kneipenwirt Heinrich Friesen getragen. Sehr bald aber formierte und uniformierte sich die Truppe. Nachfolger der Hääp als Sitzungspräsident wurde 1971 Johann Klobbe Friederichs, der nach der Session 1991 mit seinem gesamten „Rat“ aus Altersgründen von der Karnevalsbühne abtrat. Noch im gleichen Jahr konnte Schmitze Walter nach intensivem Bemühen eine komplette neue Ratsmannschaft präsentieren. Walter wurde in einer Sondersitzung des Karnevalsvereins Gemötliche Dörfer zum neuen Sitzungspräsidenten gewählt. Sein Nachfolger ist inzwischen Frank Klaßen geworden. Das offizielle Logo des Dörfer Elleverroots ist  11errat.

Else 
Der allenthalben gebräuchliche Mädchenname hatte und hat in Blankenheimerdorf eine besondere Bedeutung: Aan Else ist der ortsübliche Hausname der ehemaligen Schmiede von Josef Friederichs in der Buppeschjass („Buppersgasse“ = Straßenbezeichnung). Der Schmied war ein kleiner und hagerer Mann, im Dorf wurde er so gut wie nie mit seinem Vornamen Josef benannt, allgemein hieß er nur et Schmedche (das Schmiedchen). Einen Else Jüpp gab es dennoch: Einer der beiden Schmiedsöhne hieß Josef, er war im Fernmeldebetrieb der Bundespost beschäftigt, hatte aber beim Vater viel vom Schmiedehandwerk gelernt. Else Jüpp hat mir beispielsweise einmal unser schweres Brecheisen fachgerecht „geschärft“ und ausgeschmiedet. Sein Bruder hieß Jakob, Else Köbes hatte das Schmiedehandwerk erlernt und arbeitete in der elterlichen Werkstatt. Er war als etwas jähzornig bekannt und geriet leicht in Rage, - wie sein Vater Josef. Und genau so wie et Schmeddche verstand auch Else Köbes sein Handwerk ausgezeichnet. Der Ausdruck Schmeddche war für Blankenheimerdorf eigentlich ein wenig unüblich: Im Dörfer Platt wurde früher das ursprüngliche i als o ausgesprochen, beispielsweise Wind = Wond, gewiß = jewoß, Winter = Wonter, Schmied = Schmod. Demgemäß hätte aus dem „Schmiedchen“  das Schmodche entstehen müssen, was aber seltsamerweise nicht der Fall war.

en (weiches e)
Eine winzige Silbe mit einer Reihe verschiedenartiger Anwendungsmöglichkeiten. Auch hier ist die Aussprache maßgebend für die Bedeutung des Wortes. So wird unter anderem bei der Bedeutung von „in, hinein“ die Silbe mit weichem e gesprochen: En Blangemerdörf (In Blankenheimerdorf), en de Teisch dohn (in die Tasche stecken), en Joddes Name (in Gottes Namen). Ein paar Redewendungen: wiër en dr Reih sin (wieder in der Reihe sein = gesund geworden sein); jät en han (etwas in haben = Bildung besitzen); nix en han (kein Benehmen); dr Düwel en han (den Teufel in haben = wütend sein). Andere Bedeutungen ergeben sich bei der stimmlosen Aussprache: „Eine“ oder auch „ihn.“ Beispiel Frage: Häste en jesehn (Hast du ihn gesehen), was unterdessen meistens in hästen jesehn abgeändert wird. Verneinende Antwort: Enää, ech han en net jesehn. Auch hier wird in vielen Fällen aus han en die Abkürzung hanen, außerdem wird durch die Wortbildung enää die Verneinung besonders betont. Als unbestimmten Artikel wenden wir das stimmlose en bei weiblichen Hauptwörtern an: En Frau, en Bloom, en Jaffel (eine Frau, eine Blume, eine Gabel), beim männlichen Artikel fügen wir noch ein e an: Ene Mann, ene Boom, ene Jade (ein Mann, ein Baum, ein Garten). Bei geschlechtslosen Wörtern wird das stimmlose e zum Artikel: E Huus, e Fenster, e Booch (ein Haus, ein Fenster, ein Buch).

enää  
Der Ausdruck ist heute überholt, allenfalls wird er noch in abgewandelter Form verhochdeutscht: Enein. Allgemein gebräuchlich ist nää, wer seinem Nein aber einen gewissen Nachdruck verleihen möchte, der bringt das durch ein betontes enää zum Ausdruck. Ein Schmunzelstöckelche üß Blangemerdörf: Nach einem familiären Disput mit seinem Sohn meinte der Vater verärgert: Och Jong, dann maach doch wat de wells (Ach Junge, mach doch was du willst), und der Sohn quittierte: Dat dohn ech och (Das tue ich auch). Der Vater, schon im Gehen begriffen, kam zurück: Enää, dat dejste net (Nein, das tust du nicht). Pitterjuesep begegnete dem Nachbarn: Na Bäetes, schmääch de Pief? (schmeckt die Pfeife), und Bäetes meinte treuherzig: Enää, dr Tubak (Nein, der Tabak). Auf eine unsinnige Frage gibt es manchmal eine gleichartige Antwort. Beim Holzhacken zum Beispiel. Statt de Daachszitt ze sohn (zu grüßen) fragt der Vorbeikommende völlig überflüssigerweise Na, boste am Holz haue? (wörtlich „bist du am Holz hacken). Antwort: Enää, dat sitt nur esu üß (Nein, das sieht nur so aus). Das Resultat ist meistens ein ratloses Kopfschütteln und schleunige „Flucht“ aus der Reichweite dieses bekloppten Holzhackers. Ähnliches passiert auch gelegentlich bei der Kartoffelernte im Garten: Na, boste se am üßdohn (wörtlich „bist du sie am austun“). Auch hier die Antwort: Enää, dat schenk nur esu (Nein, das scheint nur so).

enewennich
Hätte man unseren leider verstorbenen Krämesch Pitter (Gastwirt Peter Schmitz) nach der Bedeutung dieses Mundartwortes gefragt, so hätte  seine Antwort mit ziemlicher Sicherheit zum Schmunzeln angeregt: Enewennich os net üßewennich (Inwendig ist nicht auswendig). Enewennich ist unser Wort für „innen, drin, drinnen,“ wird aber inzwischen weitgehend durch enne, dren, drenne ersetzt. Der neue Mantel wurde von der Nachbarin gebührend bewundert und Bärb (Barbara) erläuterte stolz: Ija, dä os enewennich esujar mot Pelz jefodert (Jawohl, der ist innen sogar mit Pelz gefüttert). Eine alte Weisheit besagt, dass die dicksten Kartoffeln längst nicht immer die besten seien, denn: Enewennich sen se mejstens holl on fuul (Innen sind sie meistens hohl und faul). Ähnlich sieht es bei manchem Gebäude aus: Üßewennich os et e Schmuckkässje on enewennich fällt dr Putz van de Wänn, was man mit dem bekannten Zitat „Außen hui, innen pfui“ umschreiben könnte. In der Dreschpause kredenzte die Bäuerin „Flegelwasser“ und kommentierte: Hie os et ärch stöppich on drüch, - dä, maad öch enewennich ens jät nass (Hier ist es arg staubig und trocken, da, feuchtet euer Inneres ein wenig an).

ens (weiches e)
Das Wörtchen steht unverkennbar mit dem holländischen „eens“ in Zusammenhang und hat auch dieselbe Bedeutung: „Einmal.“ Dabei wird das e weich und betont ausgesprochen: Dat dejste net noch ens (das machst du nicht noch einmal). Inzwischen kommt in derartigen Fällen meistens ejnmool  oder auch eemool zur Anwendung. Sehr viel häufiger im Gebrauch ist das stimmlose ens, was dem gängigen „mal“ (statt „einmal“) entspricht: Jank ens üß de Fööß (Mach mal Platz, geh mal aus dem Weg); ens sehn, wat sech maache läät (mal sehen, was sich machen lässt); nu denk ens aan, esujät jitt et doch net (denk mal an, so was gibt´s doch nicht; ech well ens net esu sen (ich will mal nicht so sein). Erwähnt sei auch die Eifeler Redewendung wejste ens jät wat (weißt du was, pass mal auf, hör zu). Du kanns mech ens oder du kanns mir dr Naachen döije sind Umschreibungen für das Götz-Zitat. Nu bos ens net esu opjerääch ist beruhigendes Zureden. Eine ungewöhnliche Redewendung war früher Bloos mech ens em Höüt, was wörtlich übersetzt „blas mich mal im Haupt“ bedeutete und ein Ausdruck der Verachtung war.

enschödde (weiches ö)
Das Wort ist in der Regel mit einem genüsslichen Wohlbefinden verbunden, bedeutet es doch allgemein „einschütten“ und damit konkret „einschenken.“ Beim Fläjele (Flegeldreschen) war es üblich, dass in angemessenen Abständen der Hausbesitzer die Flasche aus der Mauernische hervorzog und der Dreschmannschaft ein Gläschen Fläjelwasser kredenzte. Ähnliches galt für die Baustellen im Dorf, wo in Abständen de Spies jenetz (der Mörtel angefeuchtet) werden musste. Bei den Ausschachtungsarbeiten zum Bau des Pfarrheims führten seinerzeit zwei Dorfsenioren die „Aufsicht“ über die zum Teil jugendlichen Helfer. Das Versteck der „Baustellenflasche“ war ein paar Tunichtguten aus dem Dorf nicht verborgen geblieben, eines Abends „bedienten“ sie sich heimlich und füllten die entstandenen Leere in der Flasche mit einer gewissen Flüssigkeit, die angeblich etwas „salzig“ schmeckt und fürs Trinken nicht bestimmt ist. Sogar die Farbe passte in etwa. Komm Mattes, schödde mir os ejne, beschloß am nächsten Morgen die „Aufsicht.“ Wie es heißt, hat damals ein Unschuldiger unverdientermaßen mächtige „Aufsichtsprügel“ bezogen.


ens jät wat
Eine seltsame Wortkombination, die auf den ersten Blick keinerlei Sinn ergibt, lautet doch die wörtliche Übersetzung: „einmal etwas was“. Die Redewendung ist in der Eifel weit verbreitet, sie wird ausschließlich in Verbindung mit wejste (weißt du) angewendet: Wejste ens jät wat und bedeutet dann soviel wie „weißt du was“, auch „paß mal auf“ oder „hör zu“. Mit dem Hinweis wejste ens jät wat wird der Gesprächspartner auf etwas Ungewöhnliches aufmerksam gemacht. Da klagte beispielsweise Schrengesch Pitterjuësep über Koppeng (Kopfschmerzen) und meinte zur Bäuerin: Wejste ens jät wat, Klörche (Klara), ech läje mech en Stonn op et Uhr (ich lege mich eine Stunde aufs Ohr). Vor längerer Zeit war ein Dorfbewohner mit Grasmähen in seinem weitläufigen Garten beschäftigt. Die Ehefrau rief vom Fenster aus zum Mittagessen, sie rief zweimal und dreimal, bis es dem Mäher schließlich zu bunt wurde und er zornerfüllt zurück schrie: Wejste ens jät wat, Dröggche (Name geändert), leck du mech am Aasch. Das hat mir eine Zeugin erzählt, die den Vorgang beobachtet hatte. Etwas skeptisch meinte ich damals: Wejste ens jät wat, Änn (Name geändert), ech jlööv, du häß mir ejne ömjebonne (…ich glaube, du hast mir einen Bären aufgebunden), worauf sie entrüstet schrie: Enää, dat stemp (Nein, das stimmt).

erafjohn (hartes o)
Das Wort wird in vier verschiedenen Anwendungen gebraucht: Erafjohn bedeutet sowohl „herab- und heruntergehen“ als auch „hinab- und hinuntergehen.“ Wir kennen eine ganze Menge Redewendungen zu erafjohn mit meist negativer Bedeutung, ein klassisches Beispiel hierzu ist de Baach eraf john (den Bach hinunter gehen). Dabei springt die Eifeler „Geschlechtsumwandlung“ des Bachs ins Auge: Die Baach heißt es bei uns, (der) Baach wäre geradezu eine Todsünde. Ein heftiges Unwetter kommentieren wir: Do jeht äwwer e Wedder eraf; wenn der Bahnübergang gesperrt wird, john de Schranken eraf; beim Eintritt von Schlechtwetter jeht dr Barometer eraf (analog zum Meter ist auch das Eifeler Barometer  männlich); wenn im Krieg ein Flugzeug abstürzte, jing dr Fliejer eraf; „fahr langsamer“ heißt bei uns jangk vam Jas eraf; wenn das Fieber sinkt, jeht et Feber eraf, und ein Lob jeht os eraf wie Ööl. Vom Berg herab steigen heißt bei uns dr Berch eraf john, und dazu brachte mich seinerzeit unser fünfjähriger Werner in Verlegenheit: „Bergsteiger sind Leute, die den Berg hinauf klettern, das weiß ich. Wie aber heißen die Leute, die den Berg herab klettern?“

erafschlecke (kurzes weiches e)
Aus dem Holländischen entlehntes Wort für „hinunterschlucken.“ Im Dialekt bedeutet eraf sowohl „hinab“ als auch „herab“ (siehe erafjohn), beispielsweise Komm eraf (Komm herab, herunter), aber auch Jank eraf (geh hinab, hinunter). „Er af“ heißt auf Holländisch „Da ab“ und „slikken“ ist das Wort für unser „schlucken.“ Ein unbedachtes Wort kann gelegentlich Ärger bereiten und so war und ist der gut gemeinte Rat bekannt: Schleck et leever eraf (Schluck es lieber hinunter). Als Kinder hatten wir häufig Halsschmerzen und das umschrieb man mit Ech han et em Hals (Ich habe es im Hals). Wenn wir mit diesem Anliegen bei Mam vorstellig wurden, lautete die lapidare Antwort: Schleck et eraf, dann os et fott (Schluck es hinunter, dann ist es weg). Dieser Ratschlag ließ sich unterdessen nicht realisieren. Ein Stück Apfel war mir im Hals stecken geblieben. Konnste wier net köije (Konntest du wieder nicht kauen) wetterte Jött und trommelte auf meinem Rücken herum, nächstens wieschte noch dr Appel janz erafschlecke (nächstens wirst du wohl den Apfel ganz hinunter schlucken). Immerhin: Ihr Klopfrezept war erfolgreich, der Apfelbissen kam wieder zum Vorschein.

Erbel
Das Wort wird zwar wie Ärbel gesprochen, hat aber eine völlig andere Bedeutung. Während der Ärbel in unserem Dialekt den „Armvoll“ bezeichnet (siehe Ärbel) war die Erbel unser Wort für die Erdbeere. Erbelekooche (Erdbeertorte), schön dick mit Sahne, hmmm! Erbeleköjelcher (kleine Pfannkuchen mit frischen Walderdbeeren), nochmals hmmm. Eigentlich schmecken die winzigen wilden Früchte, auch wenn sie nur mühsam zu sammeln sind, besser als die Zuchtbeeren: Sie besitzen das volle herbe Wald-Wild-Aroma unserer Eifelheimat. Als Kind sammelte ich daheim während der Erbelszitt (Erdbeerenzeit, Juni / Juli) in der nahen Hardt ein Scheppche (Blechbecher, Schraubkappe der Thermosflasche) voll Erbele, mit einem kleinen Löffel Zucker vermischt ein köstlicher Rohgenuss. Erbele sind auch bei den Bauernregeln bekannt, „Reife Erdbeeren um Pfingsten bringen ein gutes Weinjahr“ beispielsweise, oder „Wenn die Erdbeeren geraten, so geraten auch die Trauben.“ In einer Hofecke liegt bei uns seit Jahren ein Rest Putzsand, ein kleiner Hügel, auf dem sich neben ein paar Birkenpflänzchen massenweise wilde Erbele angesiedelt haben: Strawberry Hill (Erdbeerhügel), konstatiert Nachbar Donald, der aus Tennessee gebürtig ist.

erköhne  
Erkühnen, ein früher sehr häufig gebrauchtes Wort für „wagen, riskieren, erdreisten, sich unterstehen.“ Beim Kirmesball erregte eine Superfrau die Aufmerksamkeit der Dorfburschen und Thej (Theo) entschloss sich: Bejm nächste Danz john ech die holle (Die hole ich mir zum nächsten Tanz), was seine Kumpels unterdessen, angesichts des „mittleren Kleiderschranks“ in Begleitung der Dame, anzweifelten: Dat erköhnste dech net (Das wagst du nicht). Theo erköhnte sich doch, es gab keinerlei Probleme und Thej erklärte zufrieden: Jung, dat Mensch kann danze, do boste van de Söck. Zwei Streithähne: Jeff dech en de Rouh oder ech langen dir ejne (gib Ruhe oder es knallt). Das war ein fruchtloser Versuch, die Sache beizulegen. Vielmehr kam die recht streitbare Reaktion: Dat kannste dech jo ens erköhne (Das kannst du ja mal riskieren). Ich hatte seinerzeit eins unserer Hühner mit einem Stück Dachlatte „erlegt“ und musste vor Vaters Zorn „stiften gehen“ (siehe Hohn). Er drohte hinter mir her: Erköhn dech on komm hejm (untersteh dich und komm heim). Bei der Festnahme eines Ladendiebs kam es zu einem Handgemenge, und  Nies (Agnes) berichtete daheim aufgeregt: Dä Kläuert hät sech erköhnt, mot denne Schupos ze rangele (Der Dieb war so dreist, mit den Polizisten zu rangeln).

erkreje
Regional auch erkreie, unser Wort für „erkriegen, erholen, emporarbeiten.“ Der Begriff wird in der Regel nur mit dem Zusatz „sich“ angewandt: Sich erkriegen, sich erholen. Am meisten gebraucht wird erkreje im Zusammenhang mit körperlicher Erholung: Dä Juësep os en Kur, dä moß sech van sengem Unfall erkreje. Und als Juësep nach drei Wochen zurückkam, staunten die Leute: Dunnerkiel, dä hät sech äwwer erkrijje, dä kennt mr job aal nemmieh wier (Donnerwetter, der hat sich aber erholt, den kennt man ja fast nicht mehr wieder). Nach  längerer Trockenheit ließen die Kartoffelsträucher de Köpp hange (die Köpfe hängen lassen = welken), und nach dem nächtlichen Gewitter stellte der Bauer erfreut fest: Jottseidank, de Jrompere han sech wier erkrijje, dat Räänche wor Jold wert (Gott sei Dank, die Kartoffeln haben sich wieder erholt, der Regen war Gold wert). Nach vier oder fünf Ackerfurchen ließ früher der Bauer sein Pfluggespann sech erkreje (pausieren), - für ihn selber die Gelegenheit für ens aanzemaache (Raucherpause) und mit dem Pflüger auf der Nachbarfeld ein Viertelstündchen ze pläne (ein Schwätzchen zu halten).

erop
Ein Umstandswort des Ortes, bedeutet sowohl „hinauf“ als auch „herauf“. Beispielsweise erhielten wir abends den elterlichen Befehl: Nu jö, maad öch de Trapp erop (Nun los, macht euch die Treppe hinauf = zu Bett). In diesem Zusammenhang gibt es ein Verzällche (lustige Geschichte) aus der Nachbargemeinde Nettersheim: Bevor die beiden Kinder abends ins Bett geschickt wurden, hatten sie sich noch rasch ihrer kleinen oder auch großen körperlichen Bedürfnisse zu entledigen. Die mütterliche Anweisung hierfür lautete jepiss, jepupp, de Trapp erop (siehe Pupp). Auch mit der Bedeutung „herauf“ wird erop bei uns gebraucht. Der Dachdeckergehilfe wird beispielsweise vom Meister beauftragt: Klomm ens eraf on holl mir jät Panne erop (Klettere hinab und hol mir ein paar Dachpfannen herauf). Eine gängige Redewendung war und ist heute noch Mir han erop on eraff üwerlääch (hinauf und herab überlegt), was der Kölner mit un do han mir hin un her üwwerlaad zum Ausdruck bringt. Die Raupenbahn auf der Blankenheimer Kirmes war für uns Pänz eine Riesen-Attraktion, für uns war es das Erop-on-eraf-Karressell, eine etwas umständliche Bezeichnung. Op on af  war gelegentlich auch eine Ortsbestimmung, allerdings in der Bedeutung von „auf und ab.“

Essel moole (hartes E und o)
Der Ausdruck bedeutet „Esel malen“ und gehörte noch vor 50 Jahren zum Dörfer Wortschatz. Er beschrieb eine Art Selbstjustiz: Am Vorabend zum 01.Mai sammelte die Dorfjugend die Maieier ein, und wer ihnen diese Gabe verweigerte, auf dessen Hauswand prangte am nächsten Morgen ein „Esel“ als weithin sichtbarer Beweis für den Verstoß gegen dörfliches Brauchtum. Das war natürlich Sachbeschädigung, zumal meistens Teerfarbe verwendet wurde, deren Entfernung nur durch Neuverputzen der „Malwand“ möglich war. Bei den heutigen Graffiti-Malereien ist es kaum anders. Der Dörfer Essel war naturgemäß alles andere als ein Kunstwerk und hätte genauso gut ein Nilpferd, ein Krokodil oder ein Alien darstellen können, je nach Phantasie des Betrachters. Der älteren Einwohnerschaft ist noch ein Fall bekannt, bei dem dreimal ein Essel an derselben Stelle gemalt wurde. Die Geschichte kam natürlich zur Anzeige, das halbe Dorf wurde verhört, zumal es damals auch noch einen Schandarm im Dorf gab. Die Leute hielten aber eisern dicht, der oder die Täter wurden nie ermittelt. Die Maieier werden auch heute noch eingesammelt, ein Essel wird aber seit Jahrzehnten nicht mehr gemalt, das wäre zu riskant.

ewech
Das Wort wird mit hartem e gesprochen: Ewäch, es bedeutet unterdessen generell „weg, hinweg, aus dem Weg.“ In Verbindung mit han (haben) oder krejje (kriegen) steht es aber auch für „herausfinden, bemerken, spitz kriegen.“ Es gab und gibt den energischen kurzen Befehl Ewech! und das heißt soviel wie „Aus dem Weg, Platz da!“ Dieser mehr oder weniger allgemeine Befehl wurde drastischer, wenn beispielsweise Mam befahl: Maach dech ewech, das nämlich hieß „verschwinde“ und war persönlich gemeint. Ewech findet im Dialekt die unterschiedlichsten Anwendungen. Dä hät dat net ewech krijje (Der hat das nicht bemerkt) ist ein Ausdruck für Unaufmerksamkeit. Dat häßte äwwer flöck ewech jehatt besagt, dass etwas schnell begriffen wurde. Jank mir doch ewech heißt soviel wie „hör doch auf,“ meistens allerdings heißt es in diesem Fall Jank mir doch fott (Geh mir doch fort). Huppert (Hubert) hatte ausgiebig seinen Geburtstag gefeiert und stellte am nächsten Tag verkatert fest: Jung, ech jlööve, ech hat jester joot ejne ewech (…gestern gut einen sitzen).

Ewwert
Das Wort wird mit hartem Anfangs- E gesprochen und ist im Dörfer (kurz für „Blankenheimerdorfer“) Dialekt der Name für Eberhard. Es gab im Dorf einen einzigen Ewwert, dessen Name auch heute noch bei den Senioren guten Klang besitzt: Eberhard Bell, seines Zeichens Bäckermeister, dessen Erzeugnisse wiederholt prämiert wurden. Neben seiner Bäckerei führte er auch den dörflichen Allerweltsladen Jierdrögge (Hausbezeichnung). Ewwert war im Dorf ein Begriff und wegen seines trockenen Humors bei jedermann beliebt. In seinem Laden wog er einmal zum Gaudium der Kundschaft zwei Zigarettenpackungen gewissenhaft auf der Thekenwaage ab um festzustellen, ob die „Langen“ tatsächlich „leichter“ seien als die Normalpackung der gleichen Sorte. Das nämlich hatte zuvor eine Kundin behauptet. Das Ergebnis war ein Patt, beide Packungen waren gleich schwer und Ewwert kommentierte zufrieden: Dat han ech doch jewoß (Das habe ich doch gewusst). Bells Ewwert war gebürtig aus Berndorf (Verbandsgemeinde Hillesheim), dem Wohnort des Eifelkrimi-Schriftstellers Jaques Berndorf alias Michael Preute.


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