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Ein bunter Nachmittag für die Dorfsenioren
Von Johannes Vossen
Während im vergangenen Jahr „Gertrudis“ (17. März) den Dorfsenioren zu ihrem traditionellen Jahresfest nasskaltes und „usseliges“ Wetter bescherte, meinte es „Amadeus von Savoyen“ 2014 wesentlich besser mit den rund 80 älteren Dorfbewohnern, die sich an seinem Na-mensfest (30. März) zum unterhaltsamen Nachmittag im Bürgerhaus einfanden. Es war das 54. Seniorenfest, das in Blankenheimerdorf veranstaltet wurde. Das Vereinskartell hatte wieder einmal für ein reichhaltiges Programm gesorgt. Während dienstbare Kartellgeister die Gäste mit Kaffee und Kuchen verwöhnten, gab es auf der Bühne Heiteres und Unterhaltsames am laufenden Band, und zum Abschluss eine eindrucksvolle Überraschung ganz besonderer Art.
Mit flotten Marsch- und Walzerklängen eröffnete der heimische Musikverein unter Leitung von Rolf Richter den Nachmittag und erntete ersten Beifall seitens der Zuhörer. Die Musikanten gehören sozusagen zum „Dörfer Inventar“ und sind unverzichtbarer Bestandteil der Dorf-gemeinschaft. Eine Veranstaltung ohne unseren Musikverein wäre kaum denkbar. So ungefähr brachte es auch Kartellchef Erwin Auel zum Ausdruck, der durchs Programm führte und im Namen der Veranstalter die Gäste willkommen hieß. Er hatte auch einen besonderen Gruß „an alle, die heute Geburtstag haben“ parat, und sandte nicht zuletzt Genesungswünsche „an diejenigen, die wegen Krankheit oder Klinikaufenthalt nicht am heutigen Seniorennachmittag teilnehmen können.“
Zu den Klängen von Bill Ramsey´s „Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe“ erschien unter dem Beifall der Saalgäste eine bunt gekleidete Gruppe des Kindergartens Hülchrath mit ihrer Leiterin Jenny Heeg auf der Bühne und entführte die Zuschauer ins Morgenland. Und während aus dem Lautsprecher „da staunt der Vordere Orient…“ klang, staunten auch die Senioren ob der Leistung der sieben reizenden kleinen Akteure. Der Kartellvorsitzende bedankte sich bei der Gruppe mit einer „süßen Belohnung.“
Mit klingendem Spiel hielt dann das Tambourkorps unter Ludger Schneider Einmarsch in den Saal, und wieder einmal staunte der eine oder andere Besucher ob der Leistung der Truppe, die noch aus dem Vorjahr in bester Erinnerung war. Beim Kirmeslied „Wir Brüder der Ge-mütlichkeit aus Blankenheimerdorf“ sangen die Zuhörer begeistert mit. Wie der Musikverein, so gehört auch der Spielmannszug zum unverzichtbaren „Inventar“ der Dorfgemeinschaft.
Witz und Humor präsentierten anschließend Heinz Hess und seine Schwester Hedwig Blaschke mit ihrem in Dörfer Platt vorgetragenen Sketch „Dat Ei.“ Beim Frühstück diskutierte das „Ehepaar“ über die Methode des Eierkochens, und Heinz wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass Hedwig die Eier „mot Jeföhl“ (mit Gefühl) zu kochen pflege, worauf Heinz vermutete: „Dann stemp mot dengem Jeföhl jät net“ (Dann stimmt mit deinem Gefühl etwas nicht). Für Heiterkeit sorgte dann auch Cilli Wagner mit ihrem „Reisebericht“ von „Vatter on Motter“ aus der Eifel, die zum ersten Mal nach Köln fuhren, dort Abenteuerliches erlebten und schließlich froh waren, als sie wieder daheim in der Eifel ankamen. Dass sie beispielsweise am Theater für ein Programm 50 Pfennig zahlen sollten, legten sie als Pro-Gramm-Preis aus und stellten entrüstet fest: „Dat wiëd bie zwei Zentner Jewiëch ze düër“ (Das wird bei zwei Zentner Gewicht zu teuer).
Inzwischen war als gern gesehener Gast Bürgermeister Rolf Hartmann erschienen und von Erwin Auel begrüßt worden. Hartmann richtete in einer kurzen Ansprache herzliche Worte an die Adresse der Saalbesucher und stellte heraus, dass für die Beantwortung der Frage „wann ist man alt“ nicht das biologische Alter des Menschen, vielmehr dessen Einstellung zum Leben maßgebend sei. Ein unscheinbarer Briefumschlag wechselte Aus der Tasche des Bürgermeisters in die Hand von Erwin Auel, der sich postwendend revanchierte: „Wenn es Ihre Zeit erlaubt, können Sie gerne noch etwas bei uns bleiben.“
Mit Liedern zum Mitsingen und Mitschunkeln unterhielt die Mundharmonikagruppe unter Leitung von Hans-Josef Göbbel das Publikum, als Auftakt ihrer Vortragsreihe stellte der Leiter Frühlingslieder in Aussicht und passte damit die Stimmung im Saal der Frühlingsstimmung in der Natur an. Beim späteren „Rut, rut, rut, rut sin de Ruse“ (Erfolgslied der „Boore“) geriet der Saal in Schunkellaune. Auch die „Mu-Ha-Gruppe“ fehlt bei keiner Dörflichen Veranstaltung und ist längst zum Traditionsverein geworden.
„Nun kommt noch was fürs Auge,“ kündigte der Programmleiter die „Blue Stars“ an, die jüngste Tanzgruppe des heimischen Karnevalsvereins. Die sechs, in den Dörfer Karnevalsfarben (blau-weiß) gekleideten Mädchen brachten „Schwung in die Bude,“ für ihre tänzerischen und akrobatischen Leistungen auf der Bühne erhielten sie anhaltenden Beifall. Die Namen der jugendlichen Tänzerinnen: Lara und Luca Möllengraf, Hannah Hirschberg, Anny Hoffmann, Laura Jentges und Tamara Kaupel. Die Gruppe wird trainiert von Miriam Kreuel, Joana Möllengraf und Kathrin Hirschberg. Nach der Tanzgruppe erschien noch einmal Hedwig Blaschke mit dem Vortrag „Wie man´s macht, macht man´s verkehrt,“ Die lustigen Verse reizten noch einmal intensiv die Lachmuskeln der Zuhörer.
Dann kam, als letzter Programmpunkt, die ganz große Überraschung. „Orchester- und Liedervortrag der Mennoniten-Brüdergemeinde“ lautete der nüchterne Programmpunkt, der nichts von dem erwarten ließ, was das siebzehnköpfige Orchester unter Leitung von Johann Klassen tatsächlich bot: Musikalische und gesangliche Darbietungen, die es „in sich hatten“ und aufhorchen ließen. Geboten wurden zwar ausschließlich besinnliche Stücke und Texte, die unterdessen sehr wohl in den Rahmen eines Seniorenfestes hinein passen. Das „Vaterunser“ beispielsweise oder „Ich bete an die Macht der Liebe“ gingen geradezu „unter die Haut.“ Weitere Titel: „Vater, ich möchte dir danken“ oder auch „Zünde an dein Feuer.“ Die Mennoniten-Brüdergemeinde Blankenheim wirkte zum ersten Mal beim Dörfer Seniorentag mit, dass sie sich auf diese Weise am Dorfleben beteiligt, wird ihr hoch angerechnet.
In den vergangenen Jahren war beim Seniorenfest wiederholt eine Spendensammlung für soziale Zwecke durchgeführt worden. Diesmal war der Erlös auf Vorschlag des Vereinskartells für die Gala Tolbiac bestimmt, deren Aufgabe Erwin Auel kurz erläuterte. Demnach ist die Einrichtung bestrebt, der Bevölkerung die Behindertenarbeit im Kreis Euskirchen näher zu bringen, wobei die Begegnung behinderter und nichtbehinderter Menschen im Vordergrund steht. Es fanden sich immer wieder Kommunen, die für eine bestimmte Zeitspanne eine Patenschaft für die Sozialeinrichtung übernahmen. Für die Jahre 2013 bis 2016 ist die Gala Tolbiac das Patenkind der Gemeinde Blankenheim. Die diesjährige Spendensammlung beim Dörfer Seniorenfest erbrachte 348,10 Euro.
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