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15.03.2024




 

Foto: hejo@blancio.de

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

Geschützdonner “hinter Olbrück”

© hejo@blancio.de   (Fotomontage: Hejo Mies)

So ähnlich sahen die “Schanzenstellungen” aus. Auf der Tranchotkarte weiter unten, sind diese eingezeichnet.

Geschützdonner “hinter Olbrück” bei Blankenheimerdorf.
Erlebter Unterricht in Heimatkunde an einer Österreichischen Schanze. 

Es war ein wahrhaftiges „Sauwetter“, als am 5. Oktober 2008 im Rahmen der „Archäologie-Tour Nordeifel“ die alte Schanzenstellung in der Flur “hinter Olbrück” bei Blankenheimerdorf zum Leben erwachte. Das Gelände war freigeschnitten, die wild wuchernden Hecken und Bäume beseitigt, und so konnten sich die Besucher, die trotz der erbärmlichen Wetterbedingungen gekommen waren, ein Bild von der historischen Situation machen, denen diese Erdwälle ihre Existenz verdanken. Auf den Informationszetteln und später auch in der Zeitung war zu lesen: „Diese Österreichischen Schanzen wurden während des ersten Koalitionskrieges zwischen Frankreich und Österreich 1794 im Umfeld von Blankenheim angelegt, vor allem als Verteidigungsstellung im Verlauf der heutigen K 70.“ Diese bei uns immer „Schmidtheimer Chaussee“ genannte B51- alt ist der Verkehrsnachfolger der wichtigsten Ost-West-Verbindung in diesem Teil der Eifel aus der Römerzeit, der auch im Wald von Olbrück bei unserer „Römerhütte“ sichtbaren „römischen A1“, der Straße von Köln nach Trier und weiter bis ans Mittelmeer. In den alten Karten sind rechts und links von dieser Straße acht Geschützstellungen in drei Reihen eingezeichnet. Von ihnen ist besonders die „Auf Scheid“ in ihrem Erscheinungsbild auch heute noch sehr beeindruckend, weil sie vollkommen frei liegt und nicht wie die anderen unter Wald oder wucherndem Gestrüpp verdeckt ist.
Hier soll nicht die Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen den unter Österreichs Führung stehenden monarchischen Staaten Europas (und damit auch der Grafschaft Blankenheim) und den französischen Revolutionstruppen nachgezeichnet werden. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang der Satz von J. W. Goethe über die „Kanonade von Valmy“ (20.9.1792), bei der die kaum ausgebildete und schlecht ausgestattete französische Freiwilligenarmee die Heere der Kaolitionstruppen vernichtend schlug: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen!“ Entscheidend ist, daß zuletzt das ganze Gebiet bis zum Rhein französisch wurde, weil die neuen Gedanken von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ die Massen begeisterten. Und das war dann auch das Ende der Grafschaft Blankenheim und damit einer über 650 Jahren dauernden Herrschafts- und Lebensordnung. Wir Heutigen haben nicht die Vorstellungskraft, uns die Auswirkungen dieser „Revolution“ auf unsere Vorfahren auszumalen!
Aus zeitgenössischen Berichten wissen wir, daß an den auf der Höhe zwischen Blankenheim und Schmidtheim gelegenen „Schanzen“ nie ein einziger Schuß gefallen ist, da sie von den Österreichern aus Furcht, von den Franzosen umgangen zu werden, vor möglichen Kampfhandlungen geräumt wurden. Die zum Schanzen gezwungene Bevölkerung der umliegenden Dörfer hatte sich längst „verdünnisiert“, zumal die letzte Gräfin von Blankenheim, Augusta, schon in die Heimat ihres Mannes Christian von Sternberg nach Böhmen geflohen war. Leider nahm sie dabei - fast - alle für die Geschichte Blankenheims relevanten Archivalien mit. Sie liegen in z.T. bis heute noch in nicht geöffneten Kästen und Kisten im Magazin des Naródny - Museums in Prag.
Nun etwas zur Klarstellung: Es wäre besser, wenn der Begriff „Österreichische Schanzen“ durch das Wort „Geschütz- oder Kanonenstellungen“ ersetzt würde - bei uns im Dorf hat man seit eh und je immer nur von der Batterie “hinter Olbrück” gesprochen. „Schanzen“ sind, und das war am Sonntag deutlich dargestellt und zu erkennen, zusätzlich rund um die in das Gelände eingegrabenen Kanonanstellungen aufgestellte und mit Erde gefüllte Weiden- oder Flechtwerkkörbe, hinter denen man sich „verschanzen“ und zusätzlich vor Angriffen schützen konnte.
Die Darsteller des militärischen Spektakels, bei dem es gewaltig krachte und gehörig qualmte, war ein in historisches „Outfit“ gekleidetes Freizeitregiment, die Jülicher Historiengruppe „Corps de la Place des Juliers“. Ihre bunten Uniformen bewiesen, daß es sich wohl, trotz des französischen Namens, um „Nachfahren“ der Soldaten der Koalitions-Armeen unter der Führung Österreichs handelte. Sonst hätte ja auch das Schießen in Richtung Schmidtheim keinen Sinn ergeben. Es ging ja um die Darstellung einer „Verteidigungshandlung“, nicht um Angriffsgeschehen. Die Besucher jedenfalls konnten sich ausführlich über die Technik und die Gefährlichkeit des Abschießens von je 500 Gramm Schwarzpulver aus der Achtpfünderkanone informieren lassen. Allein die dabei aufgetretenen Luftdruckwellen ließen dem Vernehmen nach einige Kameras den Geist aufgeben! Das Gelände war nach jedem Schuß gehörig in Qualm gehüllt. So sah man sich für einen Moment mitten in ein historisches Schlachtengetümmel versetzt.
Eine persönliche Bemerkung mag mir zum Schluß gestattet sein: Mich befällt immer ein eigenartiges „Bauchgrimmen“, wenn solche furchtbaren, unmenschlichen und geradezu unvorstellbaren Vorgänge im menschlichen Miteinander wie Kriege, Verfolgungen etc. sozusagen zu einer „Unterhaltungs- Show“ verniedlicht werden. Wir können es uns kaum vorstellen, welche Auswirkungen eine einschlagende Eisenkugel in eine heranmarschierende Truppe gehabt haben mag. Da ging es um Leben oder Tod, um grausame Verstümmelung, um größtes menschliches Elend. Das war kein „Schauspiel“, niedlich anzusehen. „Nach dem Schuß entlud sich die Spannung in Gelächter“, so stand es in der Zeitung. Vielleicht ist das wirklich die einzig mögliche Reaktion auf die Demonstration eines im Grund höchst grausamen und entsetzlichen Geschehens.

Das soll aber nicht die Eindrücke trüben, die den Besuchern der „Archäologietour Nordeifel“ am letzten Sonntag geboten wurden. Leider waren es, gerade aus unserm Dorf, sehr wenige. Da mag das „Sauwetter“ eine entscheidende Rolle gespielt haben. Oder nicht doch eher die Bemerkung eines Bürgers aus Blankenheimerdorf: Wat jejt mech dä Kroom van dumools aan, ech levven höck.

Peter Baales, Lehrer i. R., Blankenheimerdorf
 

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CORPS DE LA PLACE DE JULIERS

Marketenderinnen und Zahlmeisterin

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Schwarzpulver mit Eisenkugel

Protze

Bereit zum Gefecht

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Flügelschraube zur Höhenverstellung

Horizontale Ausrichtung von Hand

Die Besucher sind beeindruckt

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Reinigen des Rohres . . .

. . . von Ruß- und Glutresten

. . . nochmaliges Ausputzen . . .

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. . . eine nicht ungefährliche Arbeit

Einbringen des Pulvers in das Rohr

Die Marketenderin hat es eilig

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Bereit zum Anzünden der Lunte

Achtung bereit zum Feuern

Die Lunte brennt; Ohren zuhalten!

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Feuer frei

Im Rauch des Schwarzpulvers

Angriff im Schutz des Rauches f. d. Feind

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Gereinigt und gesäubert

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Sehr wichtig! Ein voller Wassereimer!

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“Schanzen” aus Weidengeflecht

Todbringende Eisenkugel

Geschütz in Wartestellung

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Kanonier mit Geschütz

Fragen über Fragen . . .

Zur Verteidigung bereit

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Kleines Luntenloch, große Wirkung

Angriffslustige 300 Kilo

Blick Richtung Schmitdheim

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Tranchotkarte mit Einzeichnugen der 8 Schanzenstellungen und deren Schutzwirkung füreinander, wurde blankenheimerdorf.de freundlichst von Herrn Dr. Claus Weber, LVR - Bodendenkmalpflege im Rheinland, dankend zur Verfügung gestellt.

Quellennachweis:
Tranchotkarte, Reproduktion und Druck; Landesvermessungsamt NRW

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