Wappen_blau_140pix
Datenschutz

Letzte Aktualisierung

15.03.2024




 

Foto: hejo@blancio.de

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

Blankenheim … „in der Ferne glänzend“?

Der „Dörfer“ Pfarrer Ewald Dümmer begann seine „Beiträge zur Geschichte von Blankenheimerdorf“ mit folgenden geradezu lyrischen Worten: „Unser Dorf ist ein echtes und gesundes Kind der Eifel. Dort, wo die Ahr sich nach Osten ergießt, die Urft nach Norden sich windet und die Kyll nach Süden strebt, da liegt auf einer BLANKEN und freien Anhöhe Blankenheimerdorf. Du trägst Deinen Namen zu Recht!“ Vor über 100 Jahren schrieb Johannes Becker, „Pfarrer in Hallschlag bei Stadtkyll“, seine „Geschichte der Pfarreien des Dekanates Blankenheim“. Auch er leitet den heutigen Namen ab von dem althochdeutschen „blank = frei liegend, hoch liegend, glänzend, weiß“ und sieht in Blankenheim, „Flecken wie Dorf“, zwei „hochgelegene Orte“. Und er betont dabei ausdrücklich, dass „dieses sehr passend erscheint.“ Diese Aussage ist mir schon immer recht seltsam erschienen. Blankenheim, ein hochgelegener Ort, der in der hellen Sonne blinkt! Dennoch wurde diese Namensdeutung immer wieder neu abgeschrieben. Andere Dörfer in unserer näheren Umgebung (Tondorf, Lommersdorf, Dollendorf, Ripsdorf) liegen aber mindestens  genau so „hoch und frei“. Ich bin der  Überzeugung, dass unser Dorfname mit der „freien und hohen Lage, die in der Ferne glänzt“, nichts zu tun hat.

Wie ein Blick auf eine Karte unserer Heimat zeigt, findet sich gerade in unserer Gegend eine auffallende Häufung von Ortsnamen auf -heim und -dorf. Diese Siedlungen im Bereich der „Eifeler Kalkmulden“ reichen mit ihren Anfängen in die ersten Jahrhunderte nach den Römern zurück. Hier liegen die fruchtbarsten Gebiete der Eifel. Als das Römerreich zerfiel, waren diese fetten Böden für die neu auftretenden germanischen Siedel-Bauern ein begehrtes Ziel. Die Franken drückten der Eifel ihren Stempel auf. Die Historiker sprechen von der „fränkischen Landnahme“. War die Eifel bis dahin dünn besiedelt, so erfolgte jetzt eine stärkere, dichtere Besiedlung, von Westen her. Und diese Entwicklung ist bis auf den heutigen Tag vor allem an den Ortsnamen abzulesen. Gerade die -dorf und –heim Namen von Orten des Kölner und Bonner Raumes sind in der Regel sehr alt und gehören zu den in frühester Zeit entstandenen und bis heute erhaltenen Besiedlungsteilen.

Die Ortsnamenkunde unterscheidet zwischen natürlich gewachsenen „Naturnamen“ und künstlich entstandenen „Kulturnamen“. Und überall dort, wo sich Dörfer aus Einzelsiedlungen entwickelt haben, ist die Bildung des Ortsnamens auf natürlichem Wege die Regel. Das bedeutet, dass der Ortsname entweder entstanden ist durch die Betonung einer besonderen natürlichen Lage wie  in einem Tal (Dahlem), in der Nähe eines großen Waldes (Holzheim), in einer abgelegenen Ecke = „Luze“ (Losheim), an einem Fluß (Ahrdorf) u.ä., oder er ist vom Namen eines Hofbesitzer, eines Gutsherren, eines Siedlers etc. auf das spätere Dorf übergegangen. Und genau das gilt in erster Linie für die -dorf-  und -heim- Namen unserer Gegend. Durch den Personennamen ist jeweils die neue Wohnstätte eines einzelnen Besitzers, eines Grundherren ausgedrückt. Der „-heim“ Name gibt zu erkennen, dass er bewußt gewählt wurde, nachdem der Privatbesitz an Grund und Boden erstarkt und endgültig geworden war. Das gilt zum Beispiel für Uexheim  - von Ocko, Hillesheim - von Hildi, Baasem -  von Basino, Zingsheim - von Zino, Nettersheim -  von Nifthard. Eine Ansammlung von mehreren Anwesen, von dem Feldbau dienenden Höfen wurde bereits in germanischer Zeit mit einem „-dorf“ Namen bezeichnet. Der ursprüngliche Sinn des Wortes wird auf „gerodete Stelle“ zurückgeführt. Das gilt für Lommersdorf - von Chlodmar, Tondorf - von Tundo, Leudersdorf - von Lindhari, Dollendorf - von Tollo,  Ripsdorf - von Ripar, Hüngersdorf - von Humiri, Waldorf -  von Walaho, Alendorf -  von Aldo usw.

Meiner Meinung nach muß man das auch auf unseren Dorfnamen anwenden! Wir haben unsern Namen von einem Siedler, der in der frühen Merowinger- und Frankenzeit hier an der alten Römerstraße nach Bonn Land in Besitz nahm, ein Gehöft erbaute und ein Gefolgsmann der Edelfrau Bertrada von Mürlenbach war, da in der Gründungsurkunde des Klos-ters Prüm 721 der Satz steht: „quidquid nobis obtingit de blancio, totum“. Und damit ist nach der Überzeugung vieler Historiker unser Dorf zum ersten Mal erwähnt.

Und dieser Mann hieß wohl Blancius, ein Vorname, der zwar „nicht gerade sehr häufig ist“, aber doch, zumindest in seiner weiblichen Form Blanca, auch bei uns heute noch vorkommt. Wenn man diesen Vornamen in unsere Sprache übersetzen will, wäre „der mit den  weißen Haaren“ wohl am sinnvollsten. Es ist auch heute im  Volksmund noch durchaus Brauch, einen Menschen nach seinem besonderen, auffallenden Äußeren zu benennen wie z.B. „dä Lang“, „dä Deck“ oder „dä Rued“, dann eben auch „dä Wieß“. Der „Gründer“ von „Blancium“ (das erwähnte „blancio“ ist der Ablativ!) war wohl ein Mann mit auffallend weißem Haarschopf, und das übertrug man auf den Mann selbst und von diesem auf die von ihm begründete Siedlung. So bekommt der Name „Blankenheim“ eine neue, sinnvolle Erklärung. Und auch die mundartliche Fassung „Blangem“ erhält eine Deutung, die zumindest plausibler ist als die bisherige!

Kurzfassung aus: Peter Baales, Geschichte und Geschichten rund um Blankenheimerdorf, Selbstverlag 2004, S.14 ff. Dort auch ausführliche Quellen- und Literatur-Angaben

 

nach oben

 

zurück